Montag, September 15, 2008

Der Heilige Geist will Einheit

Da ist eine christliche Gemeinde in der folgendes festzustellen ist:
Die Gemeindeglieder überheben sich über andere. Sie sind unfreundlich. Sie sind ungeduldig. Sie haben wenig Liebe. Sie gehen nicht aufeinander zu. Unter ihnen ist Trennung, Scheidung, Zerbruch. Risse, Absonderung und Spaltungen.
Das ist auch weiter nicht erstaunlich. Die Leute sind so verschieden:
Reiche und Arme und dazwischen auch noch viele.
Denker und Fühler.
Schaffer und Faule.
Arbeitnehmer und Arbeitgeber. – Madame Demeron in ihrer Überheblichkeit: „Sind si öpper oder empföhnd si Lohn?“
Gesunde und Kranke.
Offene und Verschlossene.
Clevere und Dumme.
Harte und Weiche.
Männer und Frauen.
Fortschrittliche und Rückständige.
Optimisten und Pessimisten und beide wollen Realisten sein.
Solche, die nahe am Herrn sind und solche die noch näher am Herrn sind.
Die Liste kann beliebig weitergeführt werden...

In der Unterschiedlichkeit von uns Menschen ist der Konflikt vorprogrammiert. Und ohne Eingreifen würde es immer zu Trennung kommen müssen. Aber manches Eingreifen ist völlig daneben. Gleichschaltung, uniformieren wären falsch. Das Trennende verschweigen oder verdrängen ist ebenfalls keine Lösung.
Der Missionar Paulus dagegen greift ein, indem er die Gemeinde ermahnt. Er bittet sie, er ermutigt sie, anders zu leben.

Epheser / Kapitel 4
1 Vergesst nicht, dass ich für den Herrn im Gefängnis bin. Als sein Gefangener bitte ich euch: Lebt so, wie Gott es von denen erwartet, die er zu seinen Kindern berufen hat. 2 Überhebt euch nicht über andere, seid freundlich und geduldig! Geht in Liebe aufeinander ein! 3 Setzt alles daran, dass die Einheit, wie sie der Geist Gottes schenkt, bestehen bleibt durch den Frieden, der euch verbindet. 4 Gott hat uns in seine Gemeinde berufen. Darum sind wir ein Leib. In uns wirkt ein Geist, und uns erfüllt ein und dieselbe Hoffnung. 5 Wir haben einen Herrn, einen Glauben und eine Taufe. 6 Und wir haben einen Gott. Er ist der Vater, der über uns allen steht, der durch uns alle und in uns allen wirkt.

Und es gibt sogar solche, die offene Ohren haben und das hören. Und davon gibt es wiederum solche, die sich das zu Herzen nehmen. Und wer weiss, vielleicht gibt es auch noch solche, die es dann sogar noch tun. Und dieser setzt alles daran, dass die Trennung nicht kommt. Er überhebt sich nicht über die Andern. Er ist freundlich. Er ist geduldig. Er hat Liebe für den Andern. Er geht auf den Andern zu.
Und wenn alle täten wie der tut, wäre alles gut. Das wäre das Ideal. So sieht das Ziel aus.
Aber es ist nicht so. Wir finden oft nicht die Einheit in der Vielfalt.
Es gibt immer wieder Trennung. Das ist tägliche Erfahrung.
Als Kirche sind wir gespalten – und immer wieder gibt es Spaltungen.

Und nicht nur im Grossen, auch bei uns gibt es immer wieder Trennung:
Gruppen trennen sich von der Gemeinde – weil sie einen besseren Weg sehen.
Menschen trennen sich von der Gemeinde weil sie – enttäuscht sind, zuwenig bekommen haben, es ihnen einfach nicht passt, sie ungehorsam sind, sie ausgestossen wurden, sie sich nicht wohl fühlten,…
Es gibt die Spaltung mitten durch den Leib Christi, die Kirche, die Gemeinde.
Warum: Wegen unserer Sünde!
Ursache der Trennung ist immer Sünde.
Sünde ist Abspaltung, Trennung – sicher zuerst von Gott, dann aber auch mit Auswirkungen auf der menschlichen Ebene.

Was wir dagegen unternehmen ist zweifelhaftes Flickwerk: Wir organisieren – stellen Kirchenordnungen auf. Regeln die Sache mit Gesetzen. Wir reden, überzeugen, argumentieren. Wir erklären und wollen klären. Wir zwingen. Wir verweigern uns. Wir führen und fordern, verführen, manipulieren.
Jüngstes Beispiel ist Michael Guglielmucci, der als Prediger Christen zusammen brachte. Sie feierten hinreissende Gottesdienste vermeintlich im Heiligen Geist. Er operierte mit einem angeblichen Krebsleiden und pries Jesus als Heiler, sang ihm Lieder, Predigte mit so genannter Vollmacht. Doch nun stellte sich alles als Lüge heraus. (Siehe unter youtube, Stichwort „Michael Guglielmucci Healer, on Today Tonight, HillsongTV“). Ich lerne daraus: Einheit kann nicht produziert werden. Und nicht alles, was als Einheit daherkommt, ist es auch. Auf solche billige Einheit will ich verzichten!

Es gibt im Zusammenleben der Christen das Ringen nach Wahrheit, nach dem richtigen Weg. Meine Erfahrung dabei ist, dass da schnell Grenzen gezogen werden, die eng sind – man sagt dem dann „Klarheit“. Aber diese engen Grenzen spalten und trennen. Und der, der die Grenzen eng setzt hat genau gleich die Verantwortung für die Spaltung, wie der, der die Grenzen zu weit setzt.

Das prophetisches Wort erhielt ich in einem Gottesdienst in der vergangenen Woche: „Dass etwas entsteht am Kreuz.“
Ja, am Kreuz muss etwas entstehen, wenn es etwas werden soll. Am Kreuz von Jesus Christus ist die Lösung für unser Problem. Das Kreuz verbindet. Das Kreuz bildet die Brücke.
Gott will keine Trennung! Jesus ist gestorben,
damit wir Menschen die Trennung zu Gott überbrückt haben, damit wir die Trennung untereinander überbrücken können. Es ist der Heilige Geist, der zusammenführt.
Der Geist Gottes, der Heilige Geist schenkt (wie es im Epheser-Text heisst) die Einheit. Im dreieinigen Gott, am Kreuz finden wir zusammen, finden wir Einheit. Nicht Gleichschaltung – Echte Einheit in der Verschiedenartigkeit.
Uns eint ein Herr: Jesus Christus.
Wir sind ein Leib: Die Gemeinde.
Uns eint eine Hoffnung: Dass Jesus uns vorangegangen ist ins ewige Leben und wir ihm nachfolgen dürfen und gerettet werden.
Uns eint ein Glaube: Wir vertrauen auf Jesus.
Uns eint eine Taufe: Die Taufe auf diesen dreieinigen Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Wir wollen unsere Grenzen soweit öffnen und weiten, dass der Heilige Geist uns die Einheit schenken kann. Wir wollen dem Heiligen Geist nicht im Wege stehen, dass er diese Einheit nicht schaffen kann. Da sind wir alle gefordert.

Die Spaltung gibt es nicht nur in der Kirche. Auch bei mir persönlich: Erfahrung mit Trennung, Spaltung, Zerrissenheit. Der Leib: Nicht ganz - verletzt. Der Geist: verwirrt, angefochten, verfinstert. Die Hoffnung: Zerbrochen. Die Liebe: Erkaltet. Der Glaube: Auf die Seite geschoben.

Auch hier ruft Gott. Er ruft zu sich. Offenbarung 22,17 „Der Geist (Der Heilige Geist) und die Braut (die christliche Gemeinde), sie sagen, komm. Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.“
Denn: 6 Wir haben einen Gott. Er ist der Vater, der über uns allen steht, der durch uns alle und in uns allen wirkt.

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Mittwoch, September 03, 2008

Ist deine Identität in Gott?

Ich möchte mit einer weitreichenden Lebensfrage an einen Bibeltext gelangen, um von ihm die Antwort zu erfahren.
Es ist die Frage nach der eigenen Identität, die Frage: „Wer bin ich?“

Die Identitätsfrage ist die Frage: Mit wem oder was stimme ich überein, setzte ich mich gleich, bin ich verbunden, bilde ich eine Einheit, bin ich dabei, eingefügt, gehöre dazu, identifiziere ich mich?

Jeder Mensch identifiziert sich mit mehreren Bezugspunkten, Personen, Orten, Zugehörigkeiten: Z.B. Familie „Ich bin das Kind von…“, Beruf „Ich bin…“, Ort „Ich bin ein Schweizer, ein…“

Auf meiner ID sind noch andere Identifikationsmerkmale von mir aufgeführt: Jahrgang, Foto, Bürgerort,…

Es gibt Leute, die haben noch gar nie bewusst nach ihrer Identität gefragt. Oft läuft das ja auch irgendwie und unbewusst.
Aber dann gibt es diese Identitätskrisen – im Lebenslauf tauchen sie natürlicherweise auf: Vom Kind zum Erwachsenen (Pubertät), vom Berufstätigen zum Rentner.
Da begibst Du dich neu auf die Suche nach deiner Identität.
Und es gibt die Identitätskrisen, die dann entstehen, wenn du deine Identität auf etwas gebaut hast, das zerfallen kann: Wenn du dich voll und ganz als den Mechaniker, Krankenpfleger oder Prediger identifizierst – und dann arbeitslos wirst, fällt deine Identität wie ein Kartenhaus zusammen.
Ich kenne einen jungen Mann, der hat sich mit einer rechtsextremen Gruppe identifiziert (ja, auch infiziert). Als die Gruppe auseinander fiel, fiel er aus allen Wolken, verlor den Halt, wusste er nicht mehr, wer er ist und wurde zum Psychiatriefall.

Wo hast Du deine Identität?
Auf was baust Du deine Antwort auf die Frage auf „Wer bin ich?“?

Kann uns der Bibeltext von heute zu dieser Frage weiterhelfen?

(Übersetzung: Hfa) 1. Petrus 2,1 Hört auf mit aller Bosheit und allem Betrug! Heuchelei, Neid und Verleumdung darf es bei euch nicht länger geben. 2 Wie ein neugeborenes Kind nach Milch schreit, so sollt ihr nach der unverfälschten Lehre unseres Glaubens verlangen. Dann werdet ihr im Glauben wachsen und das Ziel, eure endgültige Rettung, erreichen. 3 Ihr habt ja selbst erfahren, wie gut der Herr ist. 4 Zu ihm dürft ihr kommen. Er ist der lebendige Stein, den die Menschen weggeworfen haben. Aber in Gottes Augen ist er wertvoll und kostbar. 5 Lasst auch ihr euch als lebendige Steine zu einem Haus aufbauen, das Gott gehört. Darin sollt ihr als seine Priester dienen, die ihm als Opfer ihr Leben zur Verfügung stellen. Um Jesu willen nimmt Gott diese Opfer an. 6 Es steht ja schon in der Heiligen Schrift: "Einen ausgewählten, kostbaren Grundstein werde ich in Jerusalem legen. Wer auf ihn baut und ihm vertraut, steht fest und sicher." 7 Ihr habt durch euren Glauben erkannt, wie wertvoll dieser Grundstein ist. Für alle aber, die nicht glauben, gilt das Wort: "Der Stein, den die Bauleute wegwarfen, weil sie ihn für unbrauchbar hielten, ist zum Grundstein des ganzen Hauses geworden.2 8 Er ist ein Stein, an dem sich die Menschen stoßen, ja, der sie zu Fall bringt.3" Denn sie stoßen sich nur deshalb daran, weil sie nicht auf Gottes Botschaft hören. Gott selbst hat sie dazu bestimmt. 9 Ihr aber seid ein von Gott auserwähltes Volk, seine königlichen Priester, ihr gehört ganz zu ihm und seid sein Eigentum. Deshalb sollt ihr die großen Taten Gottes verkünden, der euch aus der Finsternis befreit und in sein wunderbares Licht geführt hat. 10 Früher habt ihr nicht zu Gottes Volk gehört. Aber jetzt seid ihr Gottes Volk! Früher kanntet ihr Gottes Barmherzigkeit nicht; doch jetzt habt ihr sie erfahren.

Drei Schwerpunkte möchte ich da jetzt näher ausführen.
1. Ihr seid Gottes Volk
2. Ihr seid Gottes Priester
3. Ihr seid Gottes Bausteine

1. Ihr seid Gottes Volk
Früher gehörtet ihr nicht dazu. Zu Gott und seinem Volk (Gemeinde, Kirche, Reich Gottes).
Jetzt aber schon.
Ihr habt erfahren, wie gut der Herr ist. Da ist etwas mit euch geschehen.
Ihr wurdet von Gott hinausgewählt aus dem alten Leben in ein neues Leben hinein - zusammen mit ihm.
Jetzt gehört ihr ihm.
Ihr habt eine neue Identität erhalten: Ihr gehört Gott. Ihr seid fest verbunden mit Gott.
Wie? Indem ihr erfahren habt, dass Jesus für euch am Kreuz gestorben ist und danach auferstanden ist. Diese Erfahrung habt ihr an euch selber gemacht, indem ihr überwältigt wurdet durch die Kraft der Sündenvergebung und der Erfüllung vom Heiligen Geist.
Das mag beim Einten oder Andern abgeflacht sein und die Erfahrung wie vergessen. Aber sie war kein Betrug – sie war Gottes Wirken.
Und – schaut einmal genau hin: Auch jetzt – tagtäglich macht ihr die Erfahrung, dass der Herr gut ist.

2. Ihr seid Gottes Priester
· Priester
· Königlich (wir gehören dem Könige aller Könige)
· Wir gehören ganz ihm, sind für immer sein Eigentum – dieser Bund wird nie geschieden.

Gottes Priester haben folgenden Auftrag: Sie sollen den Menschen geben, was Gott hat – Gottes Wohltaten verkünden.

Priester helfen also den Andern Menschen, dass sie

- die Verbindung mit Gott erhalten und behalten können
- viel Gutes von Gott erhalten
- Leben stiften – indem sie Leben fördern – dienen.

Und wir merken schon, dass wir als Priester nicht einfach ein paar Vorschriften und Rituale durchziehen können und dann wäre dann unser Auftrag erledigt – nein, unser Auftrag ist handfest im Alltag verankert
· dienen, diakonisch tatkräftig helfen
· Wort Gottes verkünden
· Vergebung geben, Frieden stiften

Also wo finden wir unsere Identität?
In Gott!
Da sind wir verankert.
Da wird uns auch nicht der Boden entzogen und wir stehen plötzlich in einer existentiellen Identitätskrise. Nichts und niemand kann uns trennen von der Liebe Gottes, unseres Vaters!

Sicher müssen wir unsere Identität auch auf den Gebieten von
- Beruf
- Beziehungen
- Orten
- Mann oder Frau sein
finden.
Aber unsere Hauptidentität ist in Gott. Und die ist fest. Und die hält.

3. Ihr seid Gottes Bausteine
Zu Jesus kommen. Zu dem, der gut und freundlich
ist. Das darfst du. Auch jetzt und heute.
Er ist der lebendige Stein.
Und da wird das Bild eines Gebäudes gebraucht: Ein Gebäude, das aus Steinen gebaut ist. Und dieses Gebäude ist die Gemeinde, die Kirche, das Gebäude das die Menschen bilden, die Jesus nachfolgen. Und hier ist nun Jesus der wichtigste Stein – der Eckstein. Der Grundstein. An ihm richtet sich das ganze Gebäude aus. Auf ihm werden alle andern Steine aufgebaut.
Die meisten Menschen haben diesen wichtigen Stein nicht als solchen erkannt. Sie haben ihn vielmehr weggeworfen. Und jetzt versuchen sie ihre eigenen Gebäude zu errichten – auf Ecksteinen die viel versprechen aber dann früher oder später nicht tragen und erst noch falsch platziert sind.
Gott sieht seinen Eckstein, seinen Sohn Jesus Christus als sehr wertvoll und kostbar.

5 Lasst auch ihr euch als lebendige Steine zu einem Haus aufbauen, das Gott gehört. Darin sollt ihr als seine Priester dienen, die ihm als Opfer ihr Leben zur Verfügung stellen. Um Jesu willen nimmt Gott diese Opfer an.

So sind wir also auch so Steine. Wir sollen eingefügt sein in Gottes Bau und uns darin lebendig verhalten (uns verändern, wachsen, erbauen): Das ist die Kirche weltweit, die Gemeinde vor Ort, die Versammlung der an Jesus Glaubenden. Das ist das Reich Gottes. Das ist der Tempel – aus lebendigen Menschen geformt – tätig in dieser Welt.
Immer ausgerichtet auf den Grundstein: Jesus Christus.

Taufe
Unser Text ist ein alter Tauftext – aber was hat der mit der Taufe zu tun?

Ein Aspekt der Taufe wird hier betont: Zugehörigkeit – Identität – zur Kirche, Gemeinschaft von Gläubigen Christen, Gottes Volk. Du als Baustein, eingefügt in den Bau Gottes.

Nicht dass die Taufe die Mitgliedschaft in der Kirche schafft – aber den Aspekt der Zugehörigkeit zeigt die Taufe.

In unserem Text wird deutlich, was eben gerade in der Taufe auch wichtig ist: Jesus Christus zuerst. Ihm kommt die tragende Bedeutung für die Kirche zu. Die Identität in ihm.
Dann wird auch deutlich, dass der einzelne Christ nicht einfach nur stiller Teilhaber, Zuschauer, Beobachter in der Kirche ist, sondern sich als Teil des Ganzen verstehen soll (Identifizierung mit der Gemeinde) und sich somit aktiv einbringt.

Die christliche Taufe ist nicht nur ein Geschehen zwischen Gott und einem einzelnen Menschen. Es geht die ganze Gemeinde an.
Ein einzelner lebendiger Stein zeigt hier, wie er durch seine Hinwendung zu Jesus in den Bau Gottes eingefügt wird:

· Er ist seinem alten Leben gestorben – er hat dem abgesagt und auch die Schuld und Sünden dieses alten Lebens Jesus abgegeben – ins Wasser tauchen.

· Und ist auferstanden in ein neues Leben mit dem dreieinigen Gott zusammen. – aus dem Wasser auferstehen.

Das ist bei den Täuflingen in ihrem Herz geschehen. Durch die Taufe zeigen sie der Gemeinde und der Welt, dass sie „selber erfahren haben, wie gut der Herr ist“. Und in dieser Herzensbekehrung haben sie ihre neue Identität in Gott gefunden.

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Gott bewahre meinen Geist

„Gott bewahre meinen Geist“ Eine gar fromme Aussage. Sie setzt voraus, dass es einen Gott gibt, dass der sogar bewahren – also handeln – kann und dass ich einen Geist habe. Einen Geist im Sinn von „ich bin nicht nur Körper, sondern auch Geist“. Mein Geist der denkt, der mich lenkt, die Steuerungszentrale – der irgendwo im Hirn, in den Nervenbahnen, im Herz und im Bauch unsichtbar wirkt. Dessen Auswirkungen dann aber offenbar werden in: Taten, Lebensgestaltung, Aktionen, Reaktionen.

Geist, Seele, Körper
Im 1. Thessalonicherbrief 5,23 steht der klassische Satz der Ganzheitlichkeit von uns Menschen: „Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt, untadelig für die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus.“ Der Beweis, dass Gott uns als ganze Menschen sieht: Bestehend aus Geist, Seele und Körper. Das ist nicht eine Sichtweise, die aus den fernöstlichen Religionen importiert wurde, auch nicht auf der esoterischen Welle reitet – das ist altes biblisches Denken – der Mensch als Einheit von Körper, Seele und Geist.
Und in unserer materiellen Welt, wo Handfestes, Messbares, Geldbringendes, Berechenbares, Versicherbares, Zählbares so hoch im Kurs steht – sehe ich den Drittel „Körper“ der dieser Welt entspricht gegenüber den zwei Dritteln „Geist und Seele“. Das lässt zumindest erahnen, dass es da mehr gibt als Materielles.
Ja, es gibt mehr als Körper! Und wenn wir schon von östlichen Religionen, Philosophien und esoterischen Wellen – der Dalai Lama haut voll in diese Kerbe – reden, dann merken wir, dass diese 2/3 des Menschen - Geist und Seele – auch an andere Mächte und Kräfte anvertraut werden können, die dann nicht so fürsorgerlich-liebend wie das Gott tut, sich ihrer annehmen.
Oft wider besseren Wissens, verkaufen wir unsere Seele und unseren Geist an „Seelsorger“ die sich als „Seelenfänger“ herausstellen – leider meist sehr spät – zu spät um ohne Schaden davon zu kommen.

Der Schreiber des Briefes an die Christen in Thessalonich (Paulus) weiss davon. Am Anfang des Briefes lobt er diese Christen, diese Gemeinde: Sie haben sich beispielhaft, vorbildhaft verhalten, waren erfüllt vom Geist Gottes, von Gottes Wort, von der Predigt die Paulus und andere Prediger ihnen hielten. Sie waren in Hirn, Nerven, Herz und Bauch erfüllt vom Geist Gottes, vom Wort Gottes, von den Predigten und das hatte Auswirkungen in ihrem persönlichen und gemeinschaftlichen Leben: Sie taten Gutes und waren Licht in ihrer Umgebung.

Nun am Schluss des Briefes ermahnt Paulus genau diese, zuerst so gelobte Gemeinde. Offenbar stehen auch sie in der Gefahr zu erlahmen.
Es gibt im Christenleben plötzlich diese Zeit der Gewöhnung. Wie ein dunkler Schatten kommt sie über mich. Mein Hirn, Mein Herz, Mein Bauch scheinen vom Heiligen Geist und von Gottes Worten wie verlassen, „gereinigt“ zu sein. Da ist nur noch Leere. Und die Predigt berührt nicht mehr. Und meine Hände tun nicht mehr, was Licht wäre, was Hilfe wäre, was Segen wäre.

Die Gewöhnung an das Heilige betrübt nun den Heiligen Geist.

Christenleben wird zum religiösen Leerlauf.

Gegen jegliche Aussage in der Predigt bin ich immun. Geimpft gegen das Reden Gottes, höre ich ihn nicht mehr. Höchstens denke ich noch: „Ja, ja, hab ich auch schon gehört und - überlebt.“
Nichts vom Heiligen Gottes bewegt mich noch.
Aber was mich jetzt mehr und mehr bewegt ist:
· Was in den Zeitungen steht
· Was die Glotze täglich bringt
· Wie meine Familie und ich selber den sozialen Status behalten und wenn möglich noch etwas ausbauen können
· Wie ich im Beruf weiterkomme
· Welche Schachzüge ich machen musst um zu mehr Geld zu kommen
· Das Lied „immer mehr von Dir“ reduziert sich da auf das „immer mehr“.

Mir kommt da die Geschichte in den Sinn, die Leo Tolstoi geschrieben hat:
In einem unbedachten Moment spricht der Bauer: „Wenn ich soviel Land hätte, wie ich wollte, könnte mir niemand, auch nicht der Teufel etwas anhaben.“ Und der Teufel hört das und die Geschichte nimmt unter seiner Führung den Verlauf: Der Bauer bekommt – wie, das wird dann anschaulich erzählt und hat so viele Parallelen zu unseren Geschäftsmachenschaften – immer mehr Land. Zuletzt steht er vor einem riesigen Landstück. Der Besitzer sagt ihm, dass er soviel Land für tausend Rubel haben kann wie er will – nur eine Bedingung: Er muss in einem Tag dieses Land an seinen Grenzen abschreiten und bei Sonnenuntergang wieder am Ausgangspunkt sein. Viele Gedanken gehen da dem Bauern durch den Kopf: Z.B. Lieber einen Tag mich einsetzen und leiden, als ein Leben lang kümmerlich leben. Er träumt, wie er das viele Land sinnvoll braucht – auch die Armen sollen davon etwas haben – usw.
Und er rennt los, die Grenzen abzuschreiten, soviel Land wie möglich einzunehmen. Er schafft es dann auch mit letzter Kraft. Der Verkäufer schreit: „Was für ein Mordskerl! Allerhand Land hat er an sich gebracht!“ Doch aus dem Mund des Bauern fliesst Blut – er ist tot.
Habgier hat ihn umgebracht – der Teufel hat gesiegt.
Leo Tolstoi.

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Äusserlich mag mein Leben noch recht gut in Bewegung sein. Aber die Motivation, der Antrieb kommt nicht mehr von Gott.
Ich kann mich an das Heilige so gewöhnen, dass

· Das heilige Gebet mechanisch wird.
· Die Bibellese zur reinen Routine wird.
· Der Gottesdienstbesuch nur noch einer der Termine in der Woche ist.
· Das Abendmahl – keine Ahnung – macht man halt so in der Kirche.
Die Liebe zu Gott und den Nächsten erkaltet – nebenbei interessant – in dieser Situation kann die Liebe zu mir selber schön heiss werden!

Reifer Glaube sucht immer wieder den lebendigen, dreieinigen Gott in dem was ist. Und fragt ihn, bespricht es mit ihm.

Der ganze Text von 1. Thessalonicher 5,14-24 zeigt mir zwei Schienen, wie ich geistlich auf Kurs bleiben, geistlich leidenschaftlicher werden und auf dem Weg mit Jesus bleiben kann – wie ich meine Seele, meinen Geist und meinen Körper nicht fremden, bösen, ungesunden Möchten überlassen muss.

Die erste Schiene
Tun was Gott will – den Ermahnungen folgen: V. 14-22
· Bin ich unordentlich – werde ich ordentlich und lass mir dabei helfen
· Bin ich kleinmütig – höre ich den Trost und die Mut machenden Worte
· Bin ich schwach – lass ich mich tragen – bin ich stark trage ich und zeige nicht mit meinen Fingern auf den Schwachen
· Wer hilft, soll geduldig sein.
· Antworte ich dem Bösen nicht mit Bösem – vielmehr: So wie ich möchte, dass man mir begegnet, begegne ich dem Andern
· Ich bin fröhlich – Fröhlichkeit genährt aus einer neuen Sicht für meine Lebenssituation – neue Sicht, weil es Gottes Sicht ist.
· Und ich bete ohne Unterlass.
Auf die Frage an einen Missionsarzt, wie es ihm gehe hat dieser geantwortet: „Es geht mir gut, in dem Mass, als ich bete.“
· Ich bin dankbar in all dem - lasst euch genügen, was ihr habt, seht was ihr habt – so viel Gutes – denn weniger ist mehr – dafür habe ich auch Zeit für das alles zu danken…

Die zweite Schiene
Dem Gott vertrauen, der das in mir bewirkt: Er ist der wahre Seelsorger. Er ist der, der Hirn, Nerven, Herzen und Bauch verändern kann. Er heilt. Und das tut er auch. Er ist der, der meinen Geist, meine Seele, meinen Körper bewahren kann.
Wir sind sehr verletzlich, bedürftig, sensibel. Wir sagen schnell unbedacht etwas, das der Teufel gerne hört und brauchen kann. Wir entscheiden uns ohne Gott immer wieder falsch.
Diesem Gott vertrauen – vertrauen, dass er diese Verheissungen auch erfüllt – das ist Glauben. Das ist Festhalten an seinen Verheissungen.
V. 24. „Treu ist er, der euch ruft; er wird’s auch tun.“
Ich will tun was er will. Und ich will, was er tut.

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