Samstag, März 14, 2009

Erste und Letzte

Matthäus / Kapitel 20
01 "Ich möchte euch ein Gleichnis erzählen", sagte Jesus. "Ein Weinbauer ging frühmorgens Arbeiter für seinen Weinberg anwerben.
02 Er einigte sich mit ihnen auf den üblichen Tageslohn und ließ sie in seinem Weinberg arbeiten.
03 Ein paar Stunden später ging er noch einmal über den Marktplatz und sah dort Leute herumstehen, die arbeitslos waren.
04 Auch diese schickte er in seinen Weinberg und versprach ihnen einen angemessenen Lohn.
05 Zur Mittagszeit und gegen drei Uhr nachmittags stellte er noch mehr Arbeiter ein.
06 Als er um fünf Uhr in die Stadt kam, sah er wieder ein paar Leute untätig herumstehen. Er fragte sie: 'Warum habt ihr heute nicht gearbeitet?'
07 'Uns wollte niemand haben', antworteten sie. 'Geht doch und arbeitet auch noch in meinem Weinberg!' forderte er sie auf.
08 Am Abend beauftragte er seinen Verwalter: 'Ruf die Leute zusammen und zahle ihnen den Lohn aus! Beginne damit beim Letzten und höre beim Ersten auf!' Zuerst kamen also die zuletzt Eingestellten,
09 und jeder von ihnen bekam den vollen Tageslohn.
10 Jetzt meinten die anderen Arbeiter, sie würden mehr bekommen. Aber sie bekamen alle nur den vereinbarten Tageslohn.
11 /12 Da fingen sie an zu schimpfen: 'Diese Leute haben nur eine Stunde gearbeitet, und du zahlst ihnen dasselbe wie uns. Dabei haben wir uns den ganzen Tag in der brennenden Sonne abgerackert!'
13 'Mein Freund', entgegnete der Weinbauer, 'dir geschieht doch kein Unrecht! Haben wir uns nicht auf diesen Betrag geeinigt?
14 Nimm dein Geld und geh! Ich will den anderen genausoviel zahlen wie dir.
15 Schließlich darf ich doch wohl mit meinem Geld machen, was ich will! Oder ärgerst du dich, weil ich großzügig bin?'
16 Ebenso werden die Letzten einmal die Ersten sein, und die Ersten die Letzten."

Die Ersten werden die Letzten sein und die Letzten werden die Ersten sein – ein Sprichwort das ich immer wieder höre und auch selber gebrauche – bei allen möglichen und unmöglichen Situationen.

Aber wir wissen es – das ist keine allgemein gültige Regel. Im Leben ist es vielmehr so, dass die Ersten auch die Gewinner sind und die Letzten eben leer ausgehen.

Dieses Gleichnis von Jesus ist also weltfremd.

Und es ist unserer Welt und unserer Erfahrung noch fremder, wenn wir bedenken, was Jesus da noch weiter sagt. Will er gleicher Lohn für alle? Spricht er für die Faulen, die für wenig bis gar keine Arbeit Geld beziehen? Kaum.
Was will denn Jesus wirklich mit diesem Gleichnis sagen?

Ein Weinbauer, der Besitzer der Reben, das ist Gott. Der Weinberg, die Reben, das sind (Kapitel 19 lesen!): Das Reich Gottes (V. 24), das Himmelreich (V. 23) – andere deutsche Übersetzungen brauchen hier „Königreich Gottes“, „Neue Welt Gottes“, „zu Gott kommen“, selig werden, gerettet werden (V. 25), ewiges Leben (V. 16), Nachfolge, mit Jesus gehen (V. 28).

Und das ist auch die Hauptrichtung des Gleichnisses – Jesus antwortet hier nämlich Menschen, die danach fragen, wie sie denn in das Himmelreich, in das Reich Gottes, in das ewige Leben kommen können.
Nebenbei: Wer fragt denn das heute noch? Aber es ist/wäre die entscheidende Frage für jeden Menschen, um zu seiner Bestimmung, zu seinem Lebenssinn zu gelangen.

Also: Es gibt viel Arbeit in den Reben. Der Weinbauer, Gott, braucht Arbeiter. Und er ruft sie, auf dem Markt!

Da stehen die Menschen auf dem Markt: Schauen, was es so gibt. Kaufen und verkaufen. Sehen und gesehen werden. Es wird gewogen und bewertet. Es ist der Markt der Möglichkeiten.
Aber: das Leben ist nicht auf dem (Finanz-) Markt zu finden.
So kommt der Weinbauer/Gott auf den Markt und ruft die Menschen in die Arbeit in seinen Weinberg.

Ich möchte heute nicht näher darauf eingehen – Tatsache ist aber, dass es Leute gibt, die nicht eingestellt werden und andere wollen nicht eingestellt werden.
Konkret für Dich sage ich heute: Du bist heute berufen – von diesem Weingärtner Gott – er will dich einstellen in seine Arbeit!
Was antwortest Du?

Da gibt es also zuerst die, die am frühen Morgen, bei Sonnenaufgang eingestellt werden und mit der Arbeit beginnen. Sie haben einen 12-Std. Arbeitstag vor sich.
Drei Stunden später die Nächsten – sie arbeiten 9 Std.
Wieder drei Stunden später die Arbeiter, die 6. Std. arbeiten.
Die vierte Gruppe arbeitet noch 3 Std.
Und die letzten, die der Weinbauer noch auf dem Markt holt – arbeiten noch eine Stunde.

Dann ist Sonnenuntergang und Feierabend. Und es gibt den Lohn. Taglöhner erhalten den Lohn täglich.

Und jetzt kommt in diesem Gleichnis von Jesus das Weltfremde – ja, da funktioniert es wirklich nicht so wie in der Welt!
Alle Arbeiter erhalten den gleichen (übrigens angemessenen) Lohn.
Gottes Reich und unser Weltenreich sind zwei verschiedene Wirklichkeiten.

Jesus ist auf diese Welt – in diese Welt – hineingekommen, um Gottes Reich auszubreiten. Diese Wirklichkeit soll mehr und mehr bei uns herrschen.
Dazu braucht er Arbeiter. Die arbeiten genau an dem: Gottes Reich ausbreiten – Gott soll mehr und weiter als König angebetet werden. Der Weingärtner oder anders gesagt, der König dieses Reiches, ist Gott selber. Er beruft, beauftragt, sendet, rüstet aus – gibt die Vorgaben wie dieses Reich aussehen soll. Und er zahlt den Lohn: Das ist das ewige Leben.

Und dieser Lohn ist für alle gleich – ob sie nun schon lange an der Arbeit Gottes stehen, ob sie Pfarrer oder Hauswart sind, ob sie viel oder wenig in dieses Reich investieren können – der Lohn ist das ewige Leben: Das ewige Leben ist Gemeinschaft mit Gott, mit Gott zusammen sein, selig, glücklich sein. Es hat etwas mit dem hebräischen „shalom“ zu tun: Alles zwischen Gott und mir ist gut, die Rechnungen sind bezahlt, es ist ein Zustand des Friedens. Ewiges Leben heisst seiner ureigensten Bestimmung gerecht werden, bei Gott Heimat haben, bei ihm geborgen sein. Das am richtigen Ort gefunden haben, wonach ich mich zutiefst sehne: Ruhen – in Frieden ruhen.
Und wenn das auch nach viel Jenseitigkeit und Zukunft tönt – stückweise dürfen wir das zusammen mit dem dreieinigen Gott schon jetzt erleben: Mein tiefstes Glück habe ich immer, wenn ich erfahre, dass da ein Stück Himmel auf Erden geworden ist.

Der Lohn von Gott ist gerecht. Im Gegensatz zum Lohn der Welt.
Aber da ist auch ein Stachel: Unser Neid. Wie schnell vergleichen wir und sagen: Das ist ungerecht! Ich arbeite schon so lange im Reich Gottes. Ich gebe schon so lange und so viel in das Reich Gottes. Ich habe so viel Erfahrung. Ich bin so kompetent…. Und erhalte nur gleichviel wie der, der so spät dazukam, der so wenig gibt, der keine Ahnung hat…, der so anders ist als ich. Schon auf der tiefen Ebene der Kirchenmusik wird schnell der Lohn in Frage gestellt: Alte Choräle gegen Sakralpop… Wieviel mehr wird der Lohn in Fragen der Gottes- und Nächstenliebe, der Konfessionszugehörigkeit oder der Taufe in Zweifel gestellt (das sind nur Beispiele!).

Es ist wie beim Gleichnis vom verlorenen Sohn. Als dieser Sohn zum Vater zurückkehrt, nachdem er das Leben „genossen“ hat und alles verspielt hat, wird er mit offenen Armen, voller Freude und mit einem grossen Fest empfangen. Interessant ist in unserem Zusammenhang jetzt aber, wie der zweite, ältere Sohn reagierte, der, der immer beim Vater gewesen war:

Lukas 15, 25 Inzwischen kam der ältere Sohn nach Hause. Er hatte auf dem Feld gearbeitet und hörte schon von weitem die Tanzmusik. 26 Erstaunt fragte er einen Knecht: 'Was wird denn hier gefeiert?' 27 'Dein Bruder ist wieder da', antwortete er ihm. 'Dein Vater hat sich darüber so gefreut, dass er das Mastkalb schlachten ließ. Jetzt feiern sie ein großes Fest.' 28 Der ältere Bruder wurde wütend und wollte nicht ins Haus gehen. (Neid!) Da kam sein Vater zu ihm heraus und bat: 'Komm und freu dich mit uns!' 29 Doch er entgegnete ihm bitter: 'All diese Jahre habe ich mich für dich geschunden. Alles habe ich getan, was du von mir verlangt hast. Aber nie hast du mir auch nur eine junge Ziege gegeben, damit ich mit meinen Freunden einmal richtig hätte feiern können. 30 Und jetzt, wo dein Sohn zurückkommt, der dein Geld mit Huren durchgebracht hat, jetzt lässt du sogar das Mastkalb schlachten!' 31 Sein Vater redete ihm zu: 'Mein Sohn, du bist immer bei mir gewesen. Was ich habe, gehört auch dir. 32 Darum komm, wir haben allen Grund zu feiern. Denn dein Bruder war tot, jetzt hat er ein neues Leben begonnen. Er war verloren, jetzt ist er wiedergefunden!'"

Da spricht der gütige, barmherzige vergebende Gott!
Die Belehrung an uns ist: Lasst euch rufen, weg vom Markt, in die Arbeit Gottes. Lasst das Vergleichen, das den Neid hervorbringt. Freut euch vielmehr an jedem, der zum Vater zurückgekehrt ist.

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