Mittwoch, Februar 21, 2007

Nach frischen Wasser lechzen

Psalm 42
2 Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir.
3 Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.
Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue?
4 Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht, weil man täglich zu mir sagt: Wo ist nun dein Gott?
5 Daran will ich denken und ausschütten mein Herz bei mir selbst: Wie ich einherzog in grosser Schar, mit ihnen zu wallen zum Hause Gottes mit Frohlocken und Danken in der Schar derer, die da feiern.
6 Was betrübst du dich, meine Seele und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott: Denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.

Der Psalmsänger singt von einer Sehnsucht, die in allen Menschen ist, die Gott suchen.
Es gibt daneben noch die grosse Schar der Menschen, denen Gott egal ist, die Gott ablehnen.
Aber hier singt einer, der Gott kennen gelernt hat: Er war schon unterwegs in der grossen Schar, die zum Hause Gottes zogen, bei den Wallfahrern, die zum Tempel in Jerusalem zogen um Gott anzubeten, fröhlich und dankbar ihn zu feiern.
Das hat er alles erlebt und wie nah war ihm da Gott: Spürbar, erfahrbar hatte er da Gemeinschaft mit dem allmächtigen Gott. Da war alles gut – sozusagen am Ziel. Was wollte er noch mehr? Das Höchste und Beste das ein Mensch erreichen kann – Gemeinschaft mit Gott – hatte er erreicht.

Aber es blieb nicht dabei. Gott selber war es wohl, der ihn wieder hinaus in die Welt schickte. Er hatte noch ein Leben hier auf Erden zu leben. Und das war alles andere als „frohlocken und danken und feiern“.
Er stand da wie ein Hirsch der nach frischem Wasser lechzt – und es sind vermutlich nur schmutzige Pfützen um ihn – wenn nicht gar völlige Trockenheit.
Das Leben hier bietet kein frisches Wasser.
Das Leben hier auf Erden löscht den Durst der Seele nicht.
Im Gegenteil – eher frisst ihn dieses Leben auf. Es fordert Kraft und ist mühsam. Es bringt Leiden und die Finsternis wirft immer wieder ihre Schatten über ihn.
Da gibt es nur noch eine Speise: Tränen - die eigenen Tränen.
Die Tränen aber löschen seinen Durst nicht, sie nähren nicht, es ist keine wirkliche Speise.

Ich fühle da mit, ich habe auch diese Sehnsucht: Gottes Angesicht zu schauen (übrigens nicht zu haben, ohne zu sterben…).
Wer hat da nicht auch diese Sehnsucht nach dem frischen Wasser?

Der Psalmist spricht jetzt mit seiner eigenen Seele. Es ist eigentlich der Heilige Geist, der zu seiner Seele spricht und seel-sorgerlich auf etwas aufmerksam macht:
Seele, du musst nicht Trübsal blasen – warte auf Gott – zu seiner Zeit wird er eingreifen, helfen und dir zeigen, dass er Herr von dir ist, Gott ist. Und es wird wieder die Zeit kommen, da wirst du danken!
Hoffnung! Hoffnung, die ich, solange ich auf dieser Erde bin, immer wieder hören muss – sonst ertrinke ich in meinen Tränen.

Der gute Hirte wird mich zur frischen Quelle führen, er wird mir die saftige, nahrhafte Speise geben.
Und der gute Hirte ist Jesus Christus. Er sagt: Ich bin der gute Hirte – ich bin das Brot des Lebens.
Er sagt (Johannes 7,37-38): Aber am letzten Tag des Laubhüttenfestes, der der höchste war (Und hier wird gesagt, dass in Jesus mehr ist als die Feste, die von Gott zur Erinnerung, zur Anbetung und zur Freude eingesetzt wurden), trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fliessen.

Ich lebe in einer spannungsvollen Situation: Es ist mit Jesus anders geworden als zur Zeit des Psalmisten – mit Jesus ist dieses Harren auf Gott zu Ende – er ist gekommen und meine Seele muss nicht mehr unruhig sein.
Aber oh weh – er ist zu mir in meine Tränenwelt gekommen und lässt mich vorläufig hier – wenn auch nicht alleine. Es ist aber doch so, dass ich vorläufig das Angesicht Gottes noch nicht schauen kann und trotzdem zu danken habe.
So bekommt meine Seele durch Jesus, den Heiligen Geist in und bei mir, frisches Wasser zu trinken – immer wieder. Und es braucht mich nicht mehr zu dürsten – das Wasser ist da!

Samstag, Februar 17, 2007

Jesus schafft Neues

Lukas 18,31 Er nahm aber zu sich die Zwölf und sprach zu ihnen: Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn. 32 Denn er wird überantwortet werden den Heiden, und er wird verspottet und misshandelt und angespien werden, 33 und sie werden ihn geißeln und töten; und am dritten Tage wird er auferstehen. 34 Sie aber begriffen nichts davon, und der Sinn der Rede war ihnen verborgen, und sie verstanden nicht, was damit gesagt war. 35 Es begab sich aber, als er in die Nähe von Jericho kam, dass ein Blinder am Wege saß und bettelte. 36 Als er aber die Menge hörte, die vorbeiging, forschte er, was das wäre. 37 Da berichteten sie ihm, Jesus von Nazareth gehe vorbei. 38 Und er rief: Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! 39 Die aber vornean gingen, fuhren ihn an, er solle schweigen. Er aber schrie noch viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich meiner! 40 Jesus aber blieb stehen und ließ ihn zu sich führen. Als er aber näher kam, fragte er ihn: 41 Was willst du, dass ich für dich tun soll? Er sprach: Herr, dass ich sehen kann. 42 Und Jesus sprach zu ihm: Sei sehend! Dein Glaube hat dir geholfen. 43 Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach und pries Gott. Und alles Volk, das es sah, lobte Gott.

Dieser Text in der Bibel gehört zur Gattung „interessant aber nicht wichtig“. Ich habe den auch schon gelesen. Aber es scheint mir doch rätselhaft, was das mit mir, heute, zu tun haben sollte.

Dennoch: Was gibt mir eigentlich das Recht zu sagen, dass es wichtigere und unwichtigere Texte in der Bibel gibt? Ich habe mir ein Lehrgebäude aufgebaut – sicher nicht unbegründet und mit einigen Überlegungen – und danach ordne ich die Bibeltexte nach ihrer Wichtigkeit. Ich schubladisiere sozusagen die Texte in die Kommode meiner Bibellehre.

Gerade habe ich an einem Vortrag folgendes gehört: „Unser Problem ist nicht nur, dass wir zuwenig Bibel lesen, sondern auch, dass wir immer das Gleiche herauslesen.“

Das machen wir alle. Das gibt uns Sicherheit und gibt oft auch Antworten. Vieles geht dann auf. Dennoch – damit versperren wir uns manchmal auch neue Sichtweisen, neue Aussagen die dahinter stehen – eigentlich verschliessen wir dann ein Stück weit unsere Ohren für Gottes Reden.
Darum wage ich mich jetzt an diesen Text heran – ich möchte ihn verstehen! Ich möchte Dich Gott mehr verstehen – dich hören!

31 Er nahm aber zu sich die Zwölf und sprach zu ihnen: Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn. 32 Denn er wird überantwortet werden den Heiden, und er wird verspottet und misshandelt und angespien werden, 33 und sie werden ihn geißeln und töten; und am dritten Tage wird er auferstehen. 34 Sie aber begriffen nichts davon, und der Sinn der Rede war ihnen verborgen, und sie verstanden nicht, was damit gesagt war.
Jesus ist da auf dem Weg nach Jerusalem zur Vollendung seines Auftrages als Gottessohn in Gestalt des Menschensohnes. Von den alten Propheten seines Volkes vorausgesagt, in der Bibel nachzulesen.
Was er ihnen da sagt, ist das Zentrale an der biblischen Botschaft, ist der Kern der christlichen Religion: Der Gottessohn als Menschensohn wird verachtet, getötet und er steht am dritten Tag aus dem Grab auf.
An diesem Kern der biblischen Botschaft scheiden sich die Geister.
Beispiel: Christen und Moslems glauben eben nicht an den gleichen Gott.
Der Islam kennt Jesus als Propheten – das teilt er aber mit tausend anderen Propheten.
Der Islam kennt Jesus als Gesandter Gottes – auch diese Sendung teilt er mit acht anderen Gesandten.
Und der Islam kennt Jesus als Offenbarungsträger – und teilt das mit Mose und Mohammed.
Aber der Islam lehnt diesen Weg, den Jesus da geht – den Leidensweg, den Tod am Kreuz und seine Auferstehung ab.
Dieser Weg ist auch nicht sofort einleuchtend und auch nicht logisch: Gott der Schwache, Gott der sich opfert, Gott der stirbt,…
Und doch ist er die Wahrheit.

Jesus nicht erkennen – das ist gut möglich. Denn er ist anders. Er ist gegen das menschliche Bild von Gott – Gott der Starke, Allmächtige. Gott spricht leise. Gott wirbt liebend um die Menschenherzen. Gott kennt auch da keine Gewalt.

Jesus spricht mit seinen Jüngern. Mit denen, die ihn kennen, die schon viel mit ihm erlebt haben. Und nicht das erste Mal (Lukas 9,21-22; 9,43-45) sagt er ihnen hier, dass er leiden, sterben und am dritten Tag auferstehen wird.
Ist es das Reden in der dritten Person: „Der Menschensohn“, dass die Jünger nicht kapieren konnten?
Jesus spricht für die Jünger in Rätseln.
Und sie fragen nicht. Fragen hätte sie weitergebracht. Die rabbinische Schule hätte sie gelehrt zu fragen. Aber die Jünger waren nicht in dieser Schule. Sie waren in der Schule des Rabbis Jesu. Und der lehrt anders: Indem er mit ihnen einen Weg geht.

In Vers 34 wird dreimal betont, dass die Jünger nichts verstanden haben:
· Begreifen nichts
· Sinn ist ihnen verborgen
· Verstehen nicht
Später als all das geschehen war, verstanden sie dann schon. Ich kann da wohl besser verstehen, da ich zurückschauen kann. Doch etwas lässt mich schon nachdenklich werden: So ist Jesus eben auch – nicht immer klar und deutlich – für unseren Verstand zu gross – anstössig auch. Ich hätte auch nicht mehr verstanden als die Jünger damals. Und heute – verstehe ich? Wenn es zum Beispiel um zukünftige Dinge geht: Was wird geschehen, wann wird Jesus wiederkommen, wie wird er kommen, wie wird das Gericht sein, was wird mit meinen Angehörigen werden, was geschieht mit den Ungläubigen?
Ich möchte da nicht soweit gehen und sagen, dass ich nicht sicher bin, was mit mir geschieht – ich vertraue da ganz auf Gottes Wort, das mir sagt, dass mich Gott gerettet hat und ich gerettet bin. Und sein Heiliger Geist macht mich darin gewiss.
Aber wie viel verstehe ich nicht – von dem was um mich geschieht und auch von dem, was gesagt ist, was geschrieben steht, was ich zwar lesen, buchstabieren, einordnen kann – und trotzdem verstehe ich es in den Augen von Gott nicht.
Gottes Gedanken sind grösser und nicht erforschbar, begreifbar.
Welcher der Jünger hätte denn in dem Moment mit der Katastrophe gerechnet, dass Jesus leiden und sterben wird? Das war jenseits ihres Horizontes.
Ich frage mich, wie eng ist mein Horizont?
Wenn Gott in unserer Jahreslosung sagt „ich will ein Neues schaffen“ – wie eng sehe ich dieses Neue? Darf das Neue aus meinem Horizont fallen? Darf das Neue meine Ordnung sprengen? Darf das Neue in mein Gerüst eingreifen?

Jesus weiss um mich und er wird mich nicht irre gehen lassen – das ist meine Hoffnung und mein Gebet an ihn.

Auf dem Weg dort nach Jerusalem, die Zerreissprobe vor ihm, Leiden und Tod vor ihm, weltverändernde Geschehnisse vor Augen,
sieht Jesus den bettelnden Blinden – nimmt sich seiner an, ruft ihn zu sich, spricht mit ihm, fragt ihn, was er wolle, was er brauche, hört ihm zu und erhört ihn – heilt ihn.
Das ist Jesus!
Zwei Seiten von Jesus lerne ich hier kennen: Der Sohn Gottes als Menschensohn – bewegt sich bewusst, erfüllt mit dem göttlichen Auftrag, auf seine Hinrichtungsstätte zu, damit die Welt gerettet würde.
Und auf diesem Weg ist Jesus ganz nah beim Blinden – nur für ihn da.

35 Es begab sich aber, als er in die Nähe von Jericho kam, dass ein Blinder am Wege saß und bettelte. 36 Als er aber die Menge hörte, die vorbeiging, forschte er, was das wäre. 37 Da berichteten sie ihm, Jesus von Nazareth gehe vorbei. 38 Und er rief: Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! 39 Die aber vornean gingen, fuhren ihn an, er solle schweigen. Er aber schrie noch viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich meiner! 40 Jesus aber blieb stehen und ließ ihn zu sich führen. Als er aber näher kam, fragte er ihn: 41 Was willst du, dass ich für dich tun soll? Er sprach: Herr, dass ich sehen kann. 42 Und Jesus sprach zu ihm: Sei sehend! Dein Glaube hat dir geholfen. 43 Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach und pries Gott. Und alles Volk, das es sah, lobte Gott.

Ich hätte da ja noch gerne mit dem gesprochen, der seit Geburt an blind ist und ihn gefragt, wie er mit solchen Bibelstellen umgehe, was ihm da so für Gedanken und Gefühle hochsteigen und es hätte mich auch wunder genommen, was seine Mitchristen so alles mit ihm anstellen – ich meine so in Richtung: Richtig beten, Speichel auf die Augen streichen, fasten und beten, Dämonen austreiben,…

Einige Beobachtungen zu diesem Abschnitt:
Im Gegensatz zu den Jüngern vorhin, forscht – also fragt der Blinde – und kommt in seinem Leben weiter. Die Leute klären ihn auf, geben ihm Informationen.
Er hatte wohl schon von Jesus gehört – so kann er ihn als „Sohn Davids“ einordnen.

Vers 39: „die vornean gingen“ wiesen den Blinden ab. Das ist immer wieder die grosse Gefahr der Kirche: Verantwortliche weisen die vermeintlich Störenden, Schwachen, Kranken, Hilfsbedürftigen ab. Sie tun das nicht böswillig. Sie haben eine andere Sicht – Jesus muss durch dieses Gedränge vorwärts kommen – das Grosse muss vorwärts gehen – hier Jesus auf dem Weg. Doch das Neue, das Gott schafft ist nicht einklemmbar in menschliche Strukturen. Jesus hält auf seinem Weg an und heilt den Blinden! Ich will mir das zu Herzen nehmen! Ich will mich immer wieder auf meinem Weg stören lassen und mich um Bedürftige kümmern. Manchmal „geht“ nichts, weil Jesus gerade bei einem Menschen stehen bleibt. Aber dann „geht“ wirklich was!
Das ist die eine Seite – die andere ist auch da: Jesus ist weitergegangen und die anderen Blinden, die ganz sicher auch noch in der Nähe von Jericho waren, hat er nicht angerührt.
Das ist das, was ich am Anfang gemeint habe mit: Jesus ist oft anders als ich meine – anstössig, nicht schubladisierbar.

Ich merke hier auch – ich bin nicht Jesus. Er ist zwar mein Vorbild, ihm wende ich mich zu, ihm folge ich nach, von ihm lerne ich. Aber oft kann ich nicht, was er kann. Hier: Diesen schweren Weg gehen und gleichzeitig den Blinden heilen.

Bei den „Blindeheilungsbibelstellen“ ist oft die gängige Auslegung etwa so: „Der Blinde, das sind wir alle in unserer geistlichen Blindheit.“ Das geht! Und da gibt es auch Heilung.
Aber ich möchte das jetzt einmal auf die Diskussion über unser sozial-diakonisches Handeln übertragen – der Blinde ist der Hilfsbedürftige:
1. Also den gilt es zu sehen. Auch wenn sich andere dagegen sträuben – z.B. die, die vorangehen.
2. Der Hilfsbedürftige ist oft, nach meiner Erfahrung blind für seine Situation. Er sieht sie nicht aus Distanz, sondern er sieht sich als Opfer, als Aermster und ist blind in seinem Selbstmitleid.
3. Die Hilfsbedürftigen stehen sich oft selber im Weg, dass ihnen geholfen wird.
a. Sie fragen nicht – oft auch nicht nach Jesus
b. Sie glauben nicht – das erkennt man daran, dass sie nicht wissen, was Jesus an ihnen tun soll.
c. Sie sitzen am Wege und betteln V. 35.
4. Und der Text lässt mich fragen: Bekommt der Hilfe, der am lautesten schreit?

Es ist dieser Jesus, der damals von Jericho nach Jerusalem hinauf ging, in den Tod und in die Auferstehung – der helfen kann, der heilen kann, der Neues schaffen kann.
Und er sagt: „Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s nicht?“ Jesaja 43,19

Samstag, Februar 03, 2007

Unterwegs als Wachsender

Das Wort „Liebe“ ist so ein Allerweltswort unter dem alle und keine Bedeutungen sich tummeln können.
Spontan kommt mir gleich folgendes in den Sinn, wenn ich „Liebe“ höre:
· Romantischer Sternenhimmel
· der Vater, der seinen verlorenen Sohn in die Arme schliesst
· Liebe machen – Bettgeschichten
· Wen der Vater liebt, den züchtigt er
· All you need is Love, rattädädädäm…
· Liebet zuallererst die Brüder
· Liebe deinen Nächsten wie dich selbst
· Das erste Gebot ist Gott lieben
· Korinther 13 sagt, was Liebe alles beinhaltet
· Eros, Agape, Philia
Das alles und noch viel mhr wird in dieses Wort „Liebe“ verpackt. Im folgenden Text aber ist Liebe noch etwas anders gemeint: Epheser 4,15 „Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der da Haupt ist, Christus.“
In diesem Text steht, dass ich „wahrhaftig“ sein soll in der Liebe. Dieses wahrhaftig meint „die Wahrheit sagen“, die Wahrheit leben, wahr sein. Und hier steht „wahrhaftig Liebe leben“ im Gegensatz zum vorher Gesagten: V. 14 – wer unmündig ist und sich von jedem Wind einer Lehre bewegen lässt (hinter denen ein trügerisches Spiel von Menschen steht, die uns arglistig verführen wollen), der lebt nicht in dieser Liebe.
So lässt sich umgekehrt sagen, dass, wer fest in der Lehre des Evangeliums steht und sich nicht ständig von Wellen und Winden umhertreiben lässt, der lebt in dieser Liebe.

Diese wahrhaftige Liebe ist die „erste Liebe“. Gott hat uns zuerst geliebt. Er hat seine Liebe uns gezeigt, indem er seinen Sohn Jesus Christus zu uns sandte - für uns sterben liess und er ihn für uns auferweckte.
Und wenn ich das für mich entdecke, dann erfahre ich – seine Liebe. Gottes Liebe zu mir.
Diese erste Liebe soll ich nicht verlassen. Treu sein soll ich ihr. Dabei bleiben. Da ist die Wahrheit, da ist Leben und da ist mein Weg – in Jesus Christus.

Und in dieser Liebe leben heisst auch, diese Liebe erwidern – ich darf dem dreieinigen Gott – Vater, Jesus und Heiliger Geist sagen, dass ich ihn liebe:
„Ich lieb dich Herr, Herr ich lieb dich so sehr, ich singe dir ein Liebeslied,….“

…und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus.
Wachsen in allen Stücken, in jeder Hinsicht – in der Beziehung zu Jesus.

Das Leben eines Christen ist ein Wachsen. Er beginnt klein als Wiedergeborener und wächst zu einem starken Mann – eine Zeder des Libanons -heran.

Nun, wachsen geschieht eigentlich von alleine. Ich kann mich nicht wachsen…
Ich kann mich aber wachsen lassen oder aber dem Wachstum im Wege stehen.
In erster Linie beinhaltet dieses Wachsen die Beziehung zwischen mir und dem dreieinigen Gott.
Darum ist dieses Wachsen eine Beziehungspflege.
Zentrale Mittel dazu sind Bibellesen, Beten und Gemeinschaft mit andern Christen haben.
Diese Beziehungspflege ist kein mechanischer, schematischer, intellektueller, abgehobener Zwang oder gar ein pflichtmässiges Ritual – Beziehungspflege mit Jesus geschieht im Alltag bei meinem täglichen Tun und Lassen, Reden und Schweigen, Denken und Fragen.

„Jesus, was würdest Du jetzt tun, in dieser Situation?
Jesus, du siehst mein Verlust, mein Unglück, meine Not – was meinst du dazu?
Jesus, dieser Himmel, mit diesen Wolken – du hast das wunderbar gemacht!
Danke Jesus, dass es mich hier nicht getroffen hat!“

Ich bin manchmal ziemlich doof: Als Hand am Körper, bei dem Jesus das Haupt ist, händle ich selber etwas, ohne Jesus zu fragen.
Oder als Ellbogen am Körper, bei dem Jesus das Haupt ist, ellbögle ich mich selber durch.
Ohne das Haupt zu fragen…

Ein anderes Wort für Wachsen ist in diesem Zusammenhang „Lernen“. Als Christ bin ich Lernender, Schüler des Rabbis Jesus.

Und weil Wachsen zu Jesus hin viel mit Beziehung zu tun hat, ist eben mein Lernen mehr als Auswendig lernen, den Kopf voll stopfen und die richtigen Antworten auf Abruf bereit halten. Lernen ist ganzheitlich: Kopf, Hand und Herz.
Wie lernten die Jünger? Die Bibel kannten sie zuwenig gut auswendig – sonst wären sie nicht Fischer geworden. Jesus lernte sie auch nicht Bibelwissen (obschon die Jünger das gleich auch mitbekamen). Jesus lebte mit ihnen zusammen, er machte ihnen vor, sie machten nach, sie fragten, er antwortete, sie sprachen miteinander, probierten aus, machten Fehler, halfen einander. Wie lernten die Jünger: Sie entdeckten Schritt für Schritt mit Jesus zusammen. Sie erlebten – ihn.

Zu Jesus hin wachsen ist lernen.
1. Geistlich reifer werden – immer mehr mich und meine Umwelt mit geistlichen Augen sehen – sozusagen dahinter sehen.
2. Lernen heisst hier immer mehr anbetend leben – ich lebe für Gott, alles was ich tue, tue ich aus Dankbarkeit gegenüber ihm, denn er hat mich zuerst geliebt, er hat mir so viel gegeben – ihm gehört mein Leben als Anbetung.
3. Dieses Wachsen im Glauben, dieses Lernen, beinhaltet auch immer mehr zu lernen von meinen Glauben zu reden – sinnvoll zu reden, zeugnishaft zu reden, glaubwürdig, echt, wahr zu reden.
4. Dieses Lernen heisst in der Gemeinschaft der Ortsgemeinde zu tragen. Lernen wie ich meine Gaben sinnvoll, massvoll, rücksichtsvoll, effizient, in Liebe einbringen kann. Ein Lernprozess. Die geistlichen Gaben sind eingeordnet und zugeteilt im Leib der Gemeinde.
5. Und Wachsen heisst lernen, dass ich nicht aus Pflichtbewusstsein, aus Druck heraus, auf Befehl hin diene – in der Gemeinde diene, den Menschen diene, dem Nachbarn diene – sondern aus Liebe. Liebe von Gott vorgemacht und mir nun gegeben.

Und in all dem Wachsen und Lernen geschieht so viel Neues. Ich entdecke Möglichkeiten. Ich verändere mich.
Und in all dem Wachsen und Lernen ist auch Leiden, Rückschläge, Frust, Zweifel, Angst enthalten.
Weil wir Menschen sind. Und wir vergleichen. Und dann sehe ich, dass der Andere etwas kann, was ich nicht kann und ich möchte es doch auch können. Ja, hier beginnt der wichtige Teil meines Lernens: Die Veränderung meines Charakters.

Ich gestehe mir das zu, dass ich nicht vollkommen bin, dass ich Fehler mache, dass ich mich am Verändern bin, dass ich Wachse, dass ich Lerne,…
Weil er an mich glaubt: Jesus!

Mit all meinen Rückschlägen, meinem Versagen, meinem Ungenügen, meinen Verletzungen kann ich zu dir Jesus kommen.

So wie der verlorene Sohn in die offenen Arme seines Vaters.

Und er sagt: „Ich halte dich, ich traue dir, ich glaube an dich, ich bin für dich da.“

Und er lädt mich an seinen Tisch ein: „Komm, wir essen zusammen, und dann sagst du mir, was dich beschäftigt.“

Er hat gute Worte für mich – aber zuletzt sagt er mir: „Hier, ich schenke mich dir – was mein ist, ist auch dein – jetzt bist du nicht allein, ich bin mit dir.“