Samstag, Februar 03, 2007

Unterwegs als Wachsender

Das Wort „Liebe“ ist so ein Allerweltswort unter dem alle und keine Bedeutungen sich tummeln können.
Spontan kommt mir gleich folgendes in den Sinn, wenn ich „Liebe“ höre:
· Romantischer Sternenhimmel
· der Vater, der seinen verlorenen Sohn in die Arme schliesst
· Liebe machen – Bettgeschichten
· Wen der Vater liebt, den züchtigt er
· All you need is Love, rattädädädäm…
· Liebet zuallererst die Brüder
· Liebe deinen Nächsten wie dich selbst
· Das erste Gebot ist Gott lieben
· Korinther 13 sagt, was Liebe alles beinhaltet
· Eros, Agape, Philia
Das alles und noch viel mhr wird in dieses Wort „Liebe“ verpackt. Im folgenden Text aber ist Liebe noch etwas anders gemeint: Epheser 4,15 „Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der da Haupt ist, Christus.“
In diesem Text steht, dass ich „wahrhaftig“ sein soll in der Liebe. Dieses wahrhaftig meint „die Wahrheit sagen“, die Wahrheit leben, wahr sein. Und hier steht „wahrhaftig Liebe leben“ im Gegensatz zum vorher Gesagten: V. 14 – wer unmündig ist und sich von jedem Wind einer Lehre bewegen lässt (hinter denen ein trügerisches Spiel von Menschen steht, die uns arglistig verführen wollen), der lebt nicht in dieser Liebe.
So lässt sich umgekehrt sagen, dass, wer fest in der Lehre des Evangeliums steht und sich nicht ständig von Wellen und Winden umhertreiben lässt, der lebt in dieser Liebe.

Diese wahrhaftige Liebe ist die „erste Liebe“. Gott hat uns zuerst geliebt. Er hat seine Liebe uns gezeigt, indem er seinen Sohn Jesus Christus zu uns sandte - für uns sterben liess und er ihn für uns auferweckte.
Und wenn ich das für mich entdecke, dann erfahre ich – seine Liebe. Gottes Liebe zu mir.
Diese erste Liebe soll ich nicht verlassen. Treu sein soll ich ihr. Dabei bleiben. Da ist die Wahrheit, da ist Leben und da ist mein Weg – in Jesus Christus.

Und in dieser Liebe leben heisst auch, diese Liebe erwidern – ich darf dem dreieinigen Gott – Vater, Jesus und Heiliger Geist sagen, dass ich ihn liebe:
„Ich lieb dich Herr, Herr ich lieb dich so sehr, ich singe dir ein Liebeslied,….“

…und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus.
Wachsen in allen Stücken, in jeder Hinsicht – in der Beziehung zu Jesus.

Das Leben eines Christen ist ein Wachsen. Er beginnt klein als Wiedergeborener und wächst zu einem starken Mann – eine Zeder des Libanons -heran.

Nun, wachsen geschieht eigentlich von alleine. Ich kann mich nicht wachsen…
Ich kann mich aber wachsen lassen oder aber dem Wachstum im Wege stehen.
In erster Linie beinhaltet dieses Wachsen die Beziehung zwischen mir und dem dreieinigen Gott.
Darum ist dieses Wachsen eine Beziehungspflege.
Zentrale Mittel dazu sind Bibellesen, Beten und Gemeinschaft mit andern Christen haben.
Diese Beziehungspflege ist kein mechanischer, schematischer, intellektueller, abgehobener Zwang oder gar ein pflichtmässiges Ritual – Beziehungspflege mit Jesus geschieht im Alltag bei meinem täglichen Tun und Lassen, Reden und Schweigen, Denken und Fragen.

„Jesus, was würdest Du jetzt tun, in dieser Situation?
Jesus, du siehst mein Verlust, mein Unglück, meine Not – was meinst du dazu?
Jesus, dieser Himmel, mit diesen Wolken – du hast das wunderbar gemacht!
Danke Jesus, dass es mich hier nicht getroffen hat!“

Ich bin manchmal ziemlich doof: Als Hand am Körper, bei dem Jesus das Haupt ist, händle ich selber etwas, ohne Jesus zu fragen.
Oder als Ellbogen am Körper, bei dem Jesus das Haupt ist, ellbögle ich mich selber durch.
Ohne das Haupt zu fragen…

Ein anderes Wort für Wachsen ist in diesem Zusammenhang „Lernen“. Als Christ bin ich Lernender, Schüler des Rabbis Jesus.

Und weil Wachsen zu Jesus hin viel mit Beziehung zu tun hat, ist eben mein Lernen mehr als Auswendig lernen, den Kopf voll stopfen und die richtigen Antworten auf Abruf bereit halten. Lernen ist ganzheitlich: Kopf, Hand und Herz.
Wie lernten die Jünger? Die Bibel kannten sie zuwenig gut auswendig – sonst wären sie nicht Fischer geworden. Jesus lernte sie auch nicht Bibelwissen (obschon die Jünger das gleich auch mitbekamen). Jesus lebte mit ihnen zusammen, er machte ihnen vor, sie machten nach, sie fragten, er antwortete, sie sprachen miteinander, probierten aus, machten Fehler, halfen einander. Wie lernten die Jünger: Sie entdeckten Schritt für Schritt mit Jesus zusammen. Sie erlebten – ihn.

Zu Jesus hin wachsen ist lernen.
1. Geistlich reifer werden – immer mehr mich und meine Umwelt mit geistlichen Augen sehen – sozusagen dahinter sehen.
2. Lernen heisst hier immer mehr anbetend leben – ich lebe für Gott, alles was ich tue, tue ich aus Dankbarkeit gegenüber ihm, denn er hat mich zuerst geliebt, er hat mir so viel gegeben – ihm gehört mein Leben als Anbetung.
3. Dieses Wachsen im Glauben, dieses Lernen, beinhaltet auch immer mehr zu lernen von meinen Glauben zu reden – sinnvoll zu reden, zeugnishaft zu reden, glaubwürdig, echt, wahr zu reden.
4. Dieses Lernen heisst in der Gemeinschaft der Ortsgemeinde zu tragen. Lernen wie ich meine Gaben sinnvoll, massvoll, rücksichtsvoll, effizient, in Liebe einbringen kann. Ein Lernprozess. Die geistlichen Gaben sind eingeordnet und zugeteilt im Leib der Gemeinde.
5. Und Wachsen heisst lernen, dass ich nicht aus Pflichtbewusstsein, aus Druck heraus, auf Befehl hin diene – in der Gemeinde diene, den Menschen diene, dem Nachbarn diene – sondern aus Liebe. Liebe von Gott vorgemacht und mir nun gegeben.

Und in all dem Wachsen und Lernen geschieht so viel Neues. Ich entdecke Möglichkeiten. Ich verändere mich.
Und in all dem Wachsen und Lernen ist auch Leiden, Rückschläge, Frust, Zweifel, Angst enthalten.
Weil wir Menschen sind. Und wir vergleichen. Und dann sehe ich, dass der Andere etwas kann, was ich nicht kann und ich möchte es doch auch können. Ja, hier beginnt der wichtige Teil meines Lernens: Die Veränderung meines Charakters.

Ich gestehe mir das zu, dass ich nicht vollkommen bin, dass ich Fehler mache, dass ich mich am Verändern bin, dass ich Wachse, dass ich Lerne,…
Weil er an mich glaubt: Jesus!

Mit all meinen Rückschlägen, meinem Versagen, meinem Ungenügen, meinen Verletzungen kann ich zu dir Jesus kommen.

So wie der verlorene Sohn in die offenen Arme seines Vaters.

Und er sagt: „Ich halte dich, ich traue dir, ich glaube an dich, ich bin für dich da.“

Und er lädt mich an seinen Tisch ein: „Komm, wir essen zusammen, und dann sagst du mir, was dich beschäftigt.“

Er hat gute Worte für mich – aber zuletzt sagt er mir: „Hier, ich schenke mich dir – was mein ist, ist auch dein – jetzt bist du nicht allein, ich bin mit dir.“

1 Comments:

Anonymous Anonym said...

Genial und befreiend ein Schüler sein zu können, das heisst unperfekt sein zu dürfen, weil Gott, unser Lehrer, perfekt ist. Gott hat uns "sehr gut" geschaffen. Die Differenz zwischen "sehr gut" und "perfekt" überbrückt Jesus und er ist es, der wahre Schule ermöglicht.

20:15  

Kommentar veröffentlichen

<< Home