Samstag, Januar 20, 2007

Als Zeuge unterwegs

Fragen aus der Gemeinde vom 7. Januar 2007
Ich habe vor 14 Tagen gesagt, dass, wer fragt, lebt. Fragen sind wesentlich um zu lernen, zu wachsen, weiterzukommen.
So habe ich mich ausserordentlich gefreut, dass die Gottesdienstbesucher nahezu 150 Fragen abgaben.
Es gibt fünf Schwerpunkte der Fragen:
1. Fragen, die die Sorge um Familienangehörige, vor allem hinsichtlich Rettung und auf dem Weg bleiben, darstellen. Hier wiederum vor allem Fragen um Krankheit, Not, Leid. Warum hilft Gott meiner Frau nicht aus der Depression? Wie verhalte ich mich gegenüber meinen Kindern, die nicht mehr (oft) in die Gemeinde kommen? Warum sind wir so sehr mit unserem Wohl und dem der Familie und Gemeinde beschäftigt und ringsum wissen die Leute nicht um einen tieferen Sinn im Leben, verdursten in ihren Problemen?
2. Dann der Fragenkreis „Warum geschieht so wenig?“. Ich bete und glaube und doch geschieht nichts. Bete schon viele Jahre für Menschen um Heilung und Veränderung - geschieht da nichts? Sehe ich das Neue nicht? Wann heilst du meinen Patenjungen? Du hast es doch versprochen.
3. Wahrscheinlich die meisten Fragen betreffen die Lebensgestaltung: Finanzen, Zeit, Leistung, Mitarbeit in der Gemeinde, Verhalten gegenüber der Welt. Dazu gehören die Fragen zur Heiligung – einige Male wurde gefragt: Warum sündige ich immer noch am gleichen Ort? Warum leben wir in einem totalen Luxus und sind doch so unzufrieden, depressiv, unmotiviert? Wie kann der Spagat Familie, Ehe, Beruf gelingen? Ich möchte die Christen radikaler erleben. Kann man in der Gemeinde auch einfach „sein“ – angenommen SEIN?
4. Auch konkrete Einzelfragen gab es. Da vor allem zur Bibel. Warum wird anhand von Josephs Stammbaum (Matthäus 1,1-17) Jesu Abstammung von König David erklärt, wenn Joseph gar nicht Jesu Vater war? Aber auch das Thema „alternative Heilmethoden“ beschäftigt.
5. Fragen zur Vorherbestimmung, freier Wille, Prädestination scheint doch auch einige zu beschäftigen. Können wir an unserem Schicksal noch etwas ändern? War es Judas vorherbestimmt, Verräter zu sein? (Um die Heilsgeschichte zu erfüllen)

Ich danke herzlich für diese Fragen. Ich werde sie in nächster Zeit in die Lehre und Verkündigung einbauen.

Viele der Fragen provozieren mich zu Rückfragen: Warum diese Frage? Was ist dahinter?
Ich möchte auf jeden Fall mit euch im Gespräch sein!

Zwei Rettungssysteme die mich beschäftigen:

A) Mein System
1. Sündenerkenntnis, Erkenntnis der Verlorenheit, rettungsbedürftig
2. Erkenntnis der Liebe Gottes
3. Annahme Jesu, Bekehrung, Hinwendung zu Gott, Ergreifen der Rettung im Glauben
4. Heiligung durch Sündenerkenntnis und Liebe Gottes

B) Pfarrers System
1. Liebe Gottes, Erkenntnis dieser Liebe
2. Ergreifen dieser Liebe im Glauben
3. Heiligung durch Sündenerkenntnis und Liebe Gottes

Gnade spielt in beiden Systemen eine grundlegende Rolle.
Beide Systeme haben aber unterschiedliche Konsequenzen.
System B) legt Gewicht auf Gott, der alles tut, der am Anfang war und auch am Ende ist, Rettung geschieht unabhängig von den Menschen, Allversöhnung ist sehr wahrscheinlich. Bevor ein Mensch nicht die Liebe Gottes erkannt hat, kann er auch nicht sündigen. Die Sünde kommt erst in der Heiligung ins Spiel. Da wird sie erkannt und dann gleich behandelt wie in System A).

System A) legt Gewicht auf Errettung aus einem alten in ein neues Leben, ein Herrschaftswechsel, ein Sterben und Auferstehen, eine Neugeburt. Die Sünde ist hier vor allem ein Beziehungsbegriff: Getrennt sein von Gott, ein gottloses Leben leben.
Der Mensch ist von Anfang an im Spiel: Zuerst als Sünder aber geliebt von Gott, dann als wollender, sich für Gott öffnender Sünder, dann als neugeborener Teilhaber an Gottes Reich, als Geretteter, als Kind von Gott. Sünde wird auch jetzt noch eine Rolle spielen – aber immer, wie in System B) als Teil der Heiligung.

Praktische Konsequenz ist, dass es in B) keine Bekehrung braucht. Alles Tun und Lassen des Menschen ist ausgeschlossen. Alle Forderungen sind ausgeschlossen. Missionarische Predigt bedeutet in B) die gute Nachricht der Liebe Gottes zu uns Menschen zu verbreiten. Es gibt dabei keine schlechte Nachricht. Es wird nur vom Licht gesprochen. Vom lichtlosen Raum wird nicht gesprochen, vom Schatten auch nicht. Es wird nur vom liebenden Gott gesprochen, der Teufel wird nicht genannt und geht wohl vergessen. Der strafende, eifersüchtige, gerechte Gott wird nicht verkündigt. Ihn gibt es auch im System B) aber erst als etwas Zukünftiges, eben auch nicht mich betreffendes.
In B) ist dieser Gott der, der immer anders ist, nie fassbar, fern und konsequenterweise nichts mit uns Menschen gemeinsam hat.
In A) dagegen wird Gott zum Verbündeten des Menschen. Ganz nah, menschlich.

B) hat den Vorteil, dass kein Druck entstehen kann. Es entspricht unserer toleranten Zeit, deren eine der obersten Maxime ist, dass nichts und niemand in mein Leben zu reden hat. Ich bin sozusagen von Anfang an in Gottes Hand und brauche keine Verantwortung für meinen Glauben zu übernehmen. Die Gefahr liegt aber in dem Phänomen, das wir in unserer reformierten Landeskirche deutlich sehen: Das Konzept braucht keine Menschen, höchstens Theologen. Es braucht keine Entscheidung, vermeidet jede Bindung und sieht in jedem Menschen ein Kind Gottes. Es ist schlecht einzusehen, warum ich Gott brauche – er liebt mich ja auf alle Fälle. Es ist frei von Angst eines göttlichen Gerichts. Die Angst liegt hier höchstens in der Ahnung, dass das alles knapp neben der Wahrheit liegt.

A) entspricht mehr der Realität des sündhaftigen Lebens ohne Gott. Es macht die Glaubenssache ernst. Es geht wirklich um Rettung vom Tod zum Leben. Menschen können verloren gehen. Der geistliche Kampf in der unsichtbaren Welt wird ernst genommen. Die Gefahr des Drucks, des missionarischen Übereifers, des Aktivismuses, des lieblosen Einteilens, in schwarz und weiss, der Gesetzlichkeit, ja gar der Angstmacherei (Drohbotschaft statt Frohbotschaft) ist in diesem System angelegt. Solche Auswüchse müssen wachsam beobachtet und wenn vorhanden beseitigt werden.
Es braucht eine Entscheidung für Jesus. Und die nimmt Gott ernst. Die gilt und das gibt Sicherheit in der Frage des Glaubens. Der Bekehrte kann sicher sein, dass er gerettet ist in Jesus Christus. Das ist Befreiung von Angst und lässt Aufatmen und leben. Auch Bindungen an Mächte und Gewalten werden da gelöst – eine neue Bindung an Jesus ist das neue Leben.

Beide Systeme lassen sich biblisch begründen. Beide Systeme haben eine ganze Traube von Theologen hinter sich (System A wird aber von den schweizerischen theologischen Fakultäten geschnitten).
Ich bin für das System A)
· weil es realistischer, erdiger, menschlicher ist – und Gott ist uns in Jesus nahe gekommen.
· Weil es meiner Lebensgeschichte entspricht – ich habe es erlebt.
· Weil ich sehe, dass es sich bei andern Menschen bewährt – durch ihr Sterben hindurch.
· Weil es in der praktischen Mission/Evangelisation einleuchtender vermittelbar ist und so echte Hilfe ist.

Ich sage nicht, dass B) nicht stimmt – mein Erkennen ist Stückwerk und es hat sogar äusserst reizvolle und meiner Bequemlichkeit entgegenkommende Aussagen – aber ich ahne, dass das mehr Verblendung und Irrung ist, als es das ganze Evangelium ist.

Zeuge sein
Nicht jeder der Jesus nachfolgt ist ein Evangelist. Aber ein Zeuge. Denn ich lebe mit Jesus und damit bin ich ein Zeuge für dieses Leben mit Jesus. Auch wenn ich nichts sage, gebe ich ein Zeugnis ab.

1. Petrus 2,9: Ihr aber seid das von Gott auserwählte Volk, seine königlichen Priester, Menschen, die ihm gehorchen und sein Eigentum sind. Deshalb sollt ihr die grossen Taten Gottes verkündigen, der euch aus der Finsternis befreit und in sein wunderbares Licht geführt hat.

Petrus spricht hier zu Christen. Er gibt ihnen einen hohen Rang: königliche Priester! Da dürfen sie mit erhobenem Haupt durch die Welt stolzieren! Auserwählt von Gott! Sie gehorchen Gott und wissen, dass sie zu Gott gehören.
Das ist die eine Seite der Medaille: Königliche Priester! Die andere Seite ist – wie es Petrus weiter sagt: Ihr wisst, dass ihr in dieser Welt Fremde seid, nur auf der Durchreise. (1. Petrus 2,11)
Petrus sagt dann auch, wie wir als eben diese königlichen Priester, Fremde und Pilger Zeugen sein sollen (1. Petrus 2,11-12): Gebt den Wünschen und Verlockungen dieser Welt nicht nach, die euren Glauben gefährden. Führt statt dessen einen untadeligen Lebenswandel, der sich vom Leben der Nichtglaubenden abhebt. Durch euer Verhalten sollen auch die überzeugt werden, die euch so bösartig verleumden.

Überzeugt werden: Mein Zeugnis soll überzeugen.

Dieses Zeuge sein kann sehr vielfältig aussehen. Wir sind auch sehr verschieden.
Etwas Entscheidendes ist wohl, dass ich ehrlich bin. Auch als Zeuge für Jesus habe ich Freude und Leid, bin ich gut drauf und dann wieder nicht. Dazu darf ich auch stehen.
Etwas das den Zeugen Jesu ausmacht ist, dass er auf Jesus sieht. Die Verbindung mit Jesus pflegt. Und daraus ergeben sich auch ganz konkrete Situationen, in denen ich anders handle oder rede als andere. Dieses Handeln und Reden ist von Gottes Liebe geprägt. Ein Zeuge Jesu kann auch mal auf etwas verzichten, was ihm zustehen würde. Ein Zeuge Jesu kann vergeben und Versöhnung suchen. Ein Zeuge Jesu fragt: Kann ich helfen?

Und dann eines Tages werde ich nach meinem Glauben, nach Gott, nach Jesus gefragt. Da gilt: Wer mich vor den Menschen bekennt, zu dem stehe ich. Da ist es angebracht zu reden… Und ich werde das Richtige sagen, weil Jesus, der Heilige Geist, mir dabei hilft.
Also keine Angst. Aber auch keine falschen Hemmungen. Ich habe etwas mit Jesus erlebt – und das ist meine ganz persönliche Geschichte. Die ist auch einmalig. Und die kann ich weitersagen.
Dieses Zeugnis hat etwa folgenden Aufbau:
1. Wie mein Leben war, bevor ich Jesus kennen lernte.
2. Wie ich bemerkte, dass ich Jesus brauche
3. Wie ich mein Leben Gott anvertraute
4. Wie mein Leben durch den Heiligen Geist verändert wurde.

Das ist mein Zeugnis wie ich zum Glauben gekommen bin.
Aber dann habe ich auch einiges mit Jesus erlebt.
Ich stelle fest, dass ich zwar solche Erlebnisse hatte und auch habe, dass ich die aber sehr gründlich und schnell vergesse. Dagegen hilft aufschreiben. Ich schreibe mir jetzt vermehrt Erlebnisse und Gebetserhörungen auf. Denn das hat etwas mit der Jahreslosung zu tun: Gott spricht: Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s nicht? (Jesaja 43,19).
Da muss ich ran, dass ich’s vermehrt erkenne – das Neue, das Gott schafft. Damit ich es als Zeuge für Jesus weitersagen kann.

Sonntag, Januar 14, 2007

Gehet hin

Fussball ist nur ein Teil der Welt in der wir leben – aber er steht mir heute exemplarisch für die Welt.

Das Positive am Fussball:
· Menschen kommen sich näher.
· Aufstieg aus den Slums zum Millionär ist möglich.
· Freundschaften werden geschlossen.
· Männer lernen mit ihrem Körper umzugehen.
· Spielfreude ist echte Freude.
· Fussballregeln helfen die Lebensregeln zu verstehen.
· Fussball als Lebensschule: Miteinander erreichen wir ein Ziel, Regeln beachten lohnt sich, wir tragen einander durch Hoch und Tiefs, wir haben ein Ziel, Verletzungen heilen, persönliche Grenzen werden gesprengt,…

Das Negative am Fussball:
· Brot und Spiele!
· Stars und Fans.
· Schnell hochgejubelt, schnell abgestürzt.
· Menschen werden fallengelassen und vergessen.
· Wenig Aktive, viele Passive.
· Männer vor dem Bidlschirm auf der Flucht, einsame Frauen.
· Geld regiert die Welt.
· Welcher Geist begeistert hier?
· Sinnfindung im Unsinn.
· Irrwege: Fussball bringt den Weltfrieden – Adolf Ogi lässt grüssen. Womit dann Freude herrscht.
· Der Stärkere gewinnt.
· Leistung zählt, nichts als Leistung.

Die Fussballwelt exemplarisch für die Welt, in der ich bin!
Und in diese Welt bin ich gesandt. Dahin muss ich immer wieder gehen, auch wenn es mich in den Himmel zieht.
Denn wer mit Jesus lebt ist nicht von dieser Welt – nur noch in dieser Welt.
Jesus sagt in Matthäus 28, 18 „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. 19 Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes 20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“
Jesus sagt in allen vier Evangelien und in der Apostelgeschichte zu seinen Jüngern, Schülern, Nachfolgern – denen er vorher gesagt hat „kommt her zu mir“: „Ihr seid von mir gesendet. In die Welt. Um zu predigen. Das heisst um mich, das Evangelium, das Wort Gottes zu sagen.“
Das ist der Inhalt meiner Sendung, meiner Mission in dieser Welt.
Und diese Welt heisst sowohl „mein Dorf“, wie auch „Global Village“, Afrika, Asien,….
In dieser Mission predigen beinhaltet sicher mehr als einfach Bibelstellen und fromme Worte in die Welt hinauszusagen – ich soll mit all meinem Verstand, von ganzem Herzen, mit Weisheit, Mitgefühl, Einfühlungsvermögen predigen. Es beinhaltet absichtsfreie Begegnungen, Freundschaften pflegen, sich unter die Menschen zu begeben, gastfreundschaftlich zu sein, den Menschen dienen, Diakonie, vorbildlicher Lebensstil, in der Welt sein und wissen, dass da mehr geschieht, als ich tun kann, warten, bis der Andere fragt, Liebe üben – so dass die Andern sehen, wie gut ich es habe.
Ein Erlebnis, ein Bild, eine Erfahrung kann ebenfalls zur Predigt werden.
Aber all das kommt nicht ohne das konkrete, biblische, göttliche Wort aus. Einmal muss es kommen. Es muss gesagt sein – es muss gehört werden.
Römer 10,13: Denn wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden. 14 Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger?
17 So kommt der Glaube aus der Predigt (aus dem Hören), das Predigen (Hören) aber durch das Wort Christi.
Und hier finde ich es ganz entscheidend, dass ich nicht delegiere. Jeder und Jede, die Jesus nachfolgt, kann eine solche Predigt halten oder mindestens zur Predigt führen (z.B. in einen Alphalive Kurs einladen).
Christen machen Sterbebegleitung, Spitalseelsorge, Sozialdiakonie, bildende Kunst, Musik, Nachbarschaftshilfe, Entwicklungshilfe, schreiben Bücher oder schauen mit Andern zusammen einen Fussballmatch. Immer häufiger betonen sie, dass sie nicht missionieren.
Das geht nicht! Wir können nicht Christen sein und nicht missionieren. Wir sind gesendet, wir sind Botschafter und wenn wir uns da weigern sind wir gegenüber Gott ungehorsam. Sicher über die Art und Weise haben wir zu reden und kritisch zu sein. Aber ohne die Predigt vom Evangelium, von der Erlösungstat Jesu, geht es nicht.
Der Inhalt dieser Predigt, die zum Glauben führt, ist einfach:
1. Du bist ein Sünder.
2. Sünde ist die Trennung von Gott, dein gottloses Leben. Dass du seine Gesetze und Gebote nicht hältst.
3. Gott liebt dich. Er liebt dich so sehr, dass er seinen Sohn Jesus Christus für dich opferte.
4. Dieses Opfer ist am Kreuz geschehen – es bezahlt deine Schuld, die du bei Gott durch dein sündiges Leben hast.
5. Die normale Reaktion eines Menschen auf eine solche Predigt ist entweder Ablehnung oder Gleichgültigkeit oder ein Erschrecken in der Erkenntnis seiner Verlorenheit. Da folgt die Frage: Was muss ich tun? Und die Antwort lautet nicht: Nichts! Sondern „Tu Busse und kehre um zu Gott, zu Jesus.“
6. Denn Jesus ist auferstanden und lebt – und er hat denen den Heiligen Geist als Begleiter versprochen, die Busse taten und umkehrten.
7. Busse tun besteht aus der Einsicht, dass ich schuldig bin und es mir leid tut und ich das Jesus klage und ihn bitte, dass er mir diese Schuld abnimmt.
8. Umkehren heisst: Den neuen Weg wählen, das Geschenk Gottes annehmen, dein Herz für Jesus öffnen, das alte Leben sein lassen und das neue Leben beginnen.
Das alles ist doch nicht so schwer. Wer das selber erlebt hat, kann das auch selber weitersagen. Es müssen ja nicht genau diese Worte und Sätze sein. Aber das Evangelium, die gute Nachricht, ist diese Tatsache der Rettung des Sünders durch den Kreuzestod Jesu.
Und doch ist es oft unendlich schwer dieses Wort, das Evangelium meinen Nachbarn, meiner Umgebung zu sagen.
Warum?
Weil ich Angst habe. Menschenfurcht.
Weil ich die Erfahrung oder mindestens die Ahnung habe, dass ich abgelehnt werde.
Weil ich als Exot, Extremist oder Fundamentalist schubladisiert werden könnte.
Ich bin dann nicht mehr einer von ihnen. (Aber das war ich schon vorher nicht!)
Da ist auch die Angst vor Versagen. (Auch das wird geschehen)
Es ist Gegenwind zu erwarten. (Ganz sicher)
Es wird unbequem werden.
Und es gibt viele – auch verführerisch gute Argumente – gegen den Glauben an Jesus (Ein Müsterchen davon steht in der neusten Ausgabe des Tages Anzeiger Magazins von diesem Wochenende – Seitenlang werden da Aktivisten für den Atheismus vorgestellt) und die musst du einordnen, verkraften, verarbeiten, ertragen.
Dieser Missionsauftrag könnte man auch als Druck empfinden, als schweres Joch, als grosse Last. Darum ist dazu ein Zweites zu bedenken:
Ich muss wissen, dass ich dabei nicht allein bin. Der Herr, der versprochen hat, bei mir zu sein bis an das Ende der Welt, ist genau dann auch dabei. Wesentlich dabei.
Der dreieinige Gott – Gott Vater, sein Sohn Jesus Christus der Auferstandene und der Heilige Geist, der Tröster, Wegbereiter, Führer, Weisheit und Kraft, ist bei dir.
Dann ist der da, der sagt „mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden“.
Dann ist der da, der sagt: „Kommet her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid. Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“ Matthäus 11,28 und 30.

Donnerstag, Januar 11, 2007

Neues wächst auf

Über dem Jahr 2007 steht folgender Bibelvers: Gott spricht: „Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht?“
Jesaja 43,19

Erkenn ich’s denn nicht?
Was? Was soll ich erkennen? Nein, ich sehe nichts.

Es muss etwas Neues sein. Etwas das wächst.

Welche Vorstellung vom Neuen schwirrt denn an diesem Jahresanfang herum?
Mehr Erfolg, mehr Geld, bessere Prognosen.
Ist das das Neue?
Es soll mir besser gehen im kommenden Jahr.
Ist das das Neue?
Meine guten Vorsätze sollen verwirklicht werden.
Ist das das Neue?
Endlich die Beziehung geklärt mit dem…
Ist das das Neue?

Das Neue wächst. Ich kann es nur begleiten, beobachten und anerkennen. Die Kraft des Wachsens liegt ausserhalb von mir. Denn es ist Gott der es schafft.

Es hat etwas mit dem zu tun, der sagt: „Siehe, ich mache alles neu!“ Mit Jesus Christus. Mit ihm ist das Neue in die Welt gekommen.
Das wirklich Neue ist, dass ich in Jesus sein kann - engste Verbindung mit dem Gottessohn haben kann.
Es ist die Rebe im Weinstock, es ist die schwache Rebe im starken Weinstock. (2. Kor. 5,17; Joh. 10,4ff). Das hat es vor Weihnachten noch nicht gegeben. Keine Religion bietet das.

Und dieses Neue – Jesus - muss wachsen!
Wie hat Johannes der Täufer gesagt: „Ich muss abnehmen, er aber muss wachsen.“ Das sage auch ich.
Und er wächst. Sein Leib, das ist die Gemeinde, wächst.
Das gilt es zu sehen.

Nun, ich erkenn es eben oft nicht – das Wachsen, das Neue, Jesus in seinem Handeln.

Das mag manche Gründe haben – einer ist das Phänomen, das ich bei meinen Kindern beobachten kann: Weil ich täglich mit ihnen zusammen bin, erkenne ich nicht, wie sie wachsen. Wenn aber irgendjemand nach längerer Zeit meine Kinder trifft, ist wohl das Erste das sie sagen: „Die sind aber gewachsen.“

So ist das auch in meiner Gemeinde. Dieses Phänomen, dass Besucher kommen und sagen: „Wie ihr gewachsen seid!“

Ich erkenn es oft nicht. Was hilft mir da?

Besser sehen, besser hören, besser wahrnehmen! Das ist lernen. Und ein wichtiger Bestandteil des Lernens ist: Fragen stellen.

Zum Beispiel Fragen nach der Wirklichkeit. Was ist wirklich? Selten ist ja die Oberfläche und Fassade die Wirklichkeit. Fragen, die dahinter führen sind da hilfreich und bringen mich weiter.

Dieses Fragen stellen, muss nicht immer so akademisch, wohlformuliert sein – bei Gott und hoffentlich auch bei seinem Bodenpersonal, darf ich auch mal schreien, ausrufen, klagen, reklamieren – das sind durchaus Fragen, die da in einer etwas anderen Form daherkommen.

Habe ich Fragen? Habe ich noch Fragen?

Denn es ist ein Indiz für Stillstand im Wachstum, wenn ich keine Fragen mehr habe. Wenn mir alles klar ist, bin ich zu Glas erstarrt.
Wenn ich sage, dass ich keine Fragen habe, sage ich damit, dass ich schon alles weiss und erkannt habe. Das ist aber nicht wahr.
Wenn ich Gott erklären, beantworten kann, bin ich auf einem Irrweg erstarrt.
Ich kann mich Gott immer nur nähern, nie ihn fassen. Und dieses Nähern geschieht bestens durch fragen.
Dazu ist aber noch zu bedenken, dass ich, um gut zu leben, alles habe in Jesus Christus. Es ist die Erkenntnis, dass ich nicht Gott sein muss um gut leben zu können. Ich muss abnehmen (an Macht, an Bestimmung, an Hoheit, an Anspruch, an Willen) er aber muss wachsen – auch gerade in mir.

Ich bin immer noch in diesem Veränderungsprozess: „Jesus ähnlicher werden“. Es ist noch nicht alles so, wie es sein sollte … Obschon, wenn ich mit Jesus lebe, alles gut wird!

Diese Spannung ist manchmal fast unerträglich.

Vielleicht ist es so ähnlich wie beim Untergang der Titanic: Ich bin noch rechtzeitig von der sinkenden Titanic in das Rettungsboot umgestiegen. Ich werde gerettet. Aber noch ist Nacht, kein Schiff da, das mich aufnehmen wird und es gilt, diese eiskalte Nacht durchzustehen. Und da ist es besser, wenn ich das nicht untätig über mich ergehen lasse – erstarrt im Rettungsboot. Es ist besser, wenn ich tätig helfe – denn Gott hat einen Auftrag für mich: Sorge dich für die Andern im Boot und für die im Wasser!

Gott spricht: Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht?
Jesaja 43,19


Dieses neue Jahr hat Gott geschaffen.
Dieser neue Tag ist von Gott gegeben.
Gott gibt mir heute neue Kraft, neuen Mut.

Ich habe mich zu Jesus gewendet, ich bin neu geworden!
Ich habe ein neues Herz!
Ich habe einen neuen Geist!
Ich habe einen neuen Herrn.

Gott spricht: Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht?
Jesaja 43,19

Wenn Gott spricht, dann geschieht es auch. Daran halte ich fest. Wenn er sagt, dass er Neues schafft, dann halte ich daran fest.
Wenn er sagt, dass dieses Neue jetzt wächst, dann will ich es suchen und sehen.
Wenn Gott mich fragt, ob ich’s denn nicht erkenne, will ich ehrlich sein und antworten: Herr, viel zu wenig erkenne ich, was du schaffst, was du gibst, mir schenkst. Hilf meiner Blindheit und meiner Taubheit, lass mich neu nach deinem Handeln suchen und fragen.

Gott spricht: Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht?
Jesaja 43,19

Dieses 43te Kapitel des Jesajabuches zeigt den fürsorgerlichen Gott. Gott spricht da zu den Seinen, zu seinen geliebten Menschen, seinem Volk. Diese waren damals am Boden, im fremden Babylon, manche haben sich dort wohlig eingerichtet und dennoch haben sie Heimweh, Sehnsucht nach ihrer Heimat Jerusalem, Sehnsucht nach Freiheit. Anderen ging es miserabel. Schmerzen, die alles überschatten. Menschen, die nicht mehr weitersehen. Schuldig, belastet, krank, verzweifelt, deprimiert…..
Zuerst sagt Gott in diesem Kapitel zu seinem Volk: Vers 1 „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“
Gott hat mich erlöst und herausgerufen, befreit und ich bin sein Eigentum, sein Kind, sein Geliebter.

Das muss man noch in den Zusammenhang mit den folgenden Versen und Abschnitten bringen. Diese sagen, dass dieser Gott, der so spricht der Herr ist, der der Macht hat. So sagt er in Vers 13: „Ich bin, ehe denn ein Tag war, und niemand ist da, der aus meiner Hand erretten kann. Ich wirke; wer will’s wenden?“ So spricht der Herr mein Erlöser – vollmächtig!
Dann Vers 18: „Gedenkt nicht an das Frühere und achtet nicht auf das Vorige!“
Das sind meine Erfahrungen, das ist mein Erlebtes, das ist meine Geschichte. Und da kann viel Negatives prägen. Schlechte Erfahrungen, Enttäuschungen, Gebete werden nicht erhört, Kranke werden nicht heil, Altes bleibt alt. Das prägt – aber es ist nicht das letzte Wort. Vielmehr soll ich es ablegen, abgeben, davon befreit werden, damit ich frei werde für das was jetzt kommt:
„Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde.“ Jesaja 43,19
Das soll meine geistliche Sicht in diesem neuen Jahr sein!

Im Vers 24 spricht Gott das aus, was ihm an Israel und auch an uns nicht gefällt: „Mir hast du Arbeit gemacht mit deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht mit deinen Missetaten.“

Wir haben viele Probleme und Belastungen. Die möchte ich auch nicht klein reden.

Aber unser wesentliches Problem – aus Gottes Sicht – sind unsere Sünden und Missetaten.

Die habe ich ernst zu nehmen.
Ich bitte Gott, dass er mein Herz prüft. Ich frage Gott, was zwischen mir und ihm steht. Ist die Beziehung ok? Ich muss nicht grübeln. Aber ehrlich sein. Ich kann auch zu schnell sagen: „Zwischen mir und Gott ist alles in Ordnung.“ Ich will aus meinem Versteck vor Gott hervorkommen. Ich will vor ihn treten und ihm mein Leben zeigen, meine Worte, meine Taten, mein Denken, mein Wollen, mein Herz.
Und Gott sagt Vers 25: „Ich, ich tilge deine Übertretungen um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht.“

Ja, um seinetwillen befreit er mich. Dafür ist Jesus am Kreuz gestorben. Dafür ist Jesus auferstanden. Um Gottes Willen!