Dienstag, Dezember 11, 2007

Dr Schacher Seppli

Crescendo schreibt auf ihrer Homepage:
"Musik ist eine internationale Sprache, die über geografische Grenzen hinweg verstanden wird. Musiker sind, wie andere Künstler auch, oft Vorreiter neuer Kulturströmungen. Sie spielen eine wichtige Rolle in der Vermittlung von Werten…"

Wir haben uns in diesem Jahr aufgeregt über die Blödheit des Vampire-Songs von DJ Bobo. Ich meine zu recht. Sogar Unterschriften wurden dagegen gesammelt.
DJ Bobo singt da unter anderem, dass du deine Seele verkaufen sollst, vom Himmel zur Hölle gehen sollst und Ähnliches.

Nun hat die deutschschweizer Fernsehgemeinde den grössten Schweizerhit gewählt. Und was wurde gewählt: Dr Schacher Seppli von Ruedi Rymann.
Ein Zitat aus einer Zeitung:
«Der Text wirkt wie ein Gebet. Viele Leute müssen beim Zuhören weinen, weil es sie so berührt.»

Auf den ersten Blick mag dieses Lied ja rührend sein und so etwas wie ein Gefühl von „zurück zu unseren Wurzeln“ bewirken. Es mag Heimatgefühle wecken.
Nebenbei: Dass dieses Lied gewählt wurde, ist einer von vielen Hinweisen darauf, dass wir eine Gegenbewegung zur Globalisierung suchen. Wenn sich auch mein Umfeld global öffnet, suche ich Halt, Geborgenheit, Heimat im Traditionellen, im gut Schweizerischen (z.B. das Schweizerkreuz wird zu einem Top-Symbol).
Aber wenn wir den Text des Schacher Seppli anschauen, dann ist dieser gefährlicher als der Vampire-Song von DJ Bobo. Der war so weltfremd, dass er schnell vergessen war. Er hatte praktisch keine Wirkung auf unser Denken, unsere Werte oder unsere Einstellung. Kaum jemand hat den ernst genommen.

Beim Schacher Seppli ist das aber anders.
Kein Wunschkonzert, kein Nachtexpress in denen nicht der Schacher Seppli gespielt wird. Letzte Strophe:

Und chom i de vor d'Himmelstür. stoht bereits de Petrus da.Er rüeft mer zue "Hei sali Sepp besch du jetzt au scho daChum nume ine, chum und leg dis Himmelsgwändli a.Die arme und verlass'ne Lüt müend's schön im Hemmel ha.“

Da steht eine Theologie, ein Weltbild, ein Gottesbild und auch ein Lebensentwurf dahinter, den ich nicht selten bei Zeitgenossen antreffe: Der Himmel mit einer Tür und als Türsteher der Petrus. Und dann kommt der Verstorbene vor diese Himmelstüre – und natürlich, der Schacher Seppli wird von Petrus kollegial begrüsst und hereingebeten. „Alle, alle kommen in den Himmel.“ – vor allem ich. Und der Grund, dass es klar ist, dass der Schacher Seppli in den Himmel kommt, ist, dass er arm und verlassen ist. Klar, dass sich die Mehrheit der Schweizer angesprochen fühlt…
Das ist kein volkstümliches Lied, das ist ein volkdümmliches Lied.
Es steht die Theologie des lieben Gottes dahinter, der es gut meint mit mir und mir meine Wünsche erfüllen soll und mich schlussendlich rettet und es völlig wurscht ist, wie ich lebe und was ich ihm nachfrage. „Tue recht (was immer das dann auch heisst) und scheue niemanden (vor allem Gott nicht).“
Das ist Betäubung des Volkes. Solche Ansichten sind eine Verblendung der Menschen, durch solchen Irrglaube gehen die Menschen verloren. Es ist eine Narkose – und ich habe etwas gegen Narkosen, die nicht da sind um zu operieren!
Dem halte ich die biblischen Aussagen entgegen. Diese sagen, wie es wirklich ist. Der Schacher Seppli wird sehrwahrscheinlich nicht in den Himmel kommen! Er hat (1. Strophe) nur nach seiner Gesundheit gestrebt: "Gsundheit isch alls wasd bruuchsch."
Früher ein "flottes Bürschchen" – da wäre ja auch noch zu fragen, was das denn war – jetzt ein "Vagant" (Landstreicher). "Schläft im Stroh." Und er ist zufrieden, wenn er seinen Schnaps hat – also ein Alkoholiker.
Da wird etwas idealisiert, das eigentlich himmeltraurig ist.
Jesus sagt (zur Gemeinde in Philadelphia in Offenbarung 3,7-13): Ich habe deine Werke gesehen. Ich sehe wie du bist. Du hast an meinem Wort festgehalten – das etwa heisst: Nur mit mir zusammen, wirst du gerettet und kommst in den Himmel. Jesus allein hat den Schlüssel zum Heil. Wo er aufschliesst, da kann niemand zuschliessen und wo er zuschliesst, kann niemand anderes aufschleissen. An Jesus liegt es – und nicht an einem vermeintlich guten Leben oder einem Petrus an der Himmelstüre oder der Gesundheit oder dem arm sein. Und die Gemeinde in Philadelphia hat sich zu Jesus bekannt, stand zu ihm, hat von ihm gesprochen, ist vor den Leuten zu ihm gestanden.
Das ist sozusagen ein „himmelweiter“ Unterschied zum selbstgefälligen Schacher Seppli.

Samstag, Dezember 01, 2007

Allezeit beten

Jesus sagt mir, dass ich „allezeit beten soll“.

Lukas 18,1 Er sagte ihnen aber ein Gleichnis darüber, dass sie allezeit beten und nicht nachlassen sollten, 2 und sprach: Es war ein Richter in einer Stadt, der fürchtete sich nicht vor Gott und scheute sich vor keinem Menschen. 3 Es war aber eine Witwe in derselben Stadt, die kam zu ihm und sprach: Schaffe mir Recht gegen meinen Widersacher! 4 Und er wollte lange nicht. Danach aber dachte er bei sich selbst: Wenn ich mich schon vor Gott nicht fürchte noch vor keinem Menschen scheue, 5 will ich doch dieser Witwe, weil sie mir so viel Mühe macht, Recht schaffen, damit sie nicht zuletzt komme und mir ins Gesicht schlage. 6 Da sprach der Herr: Hört, was der ungerechte Richter sagt! 7 Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er's bei ihnen lange hinziehen? 8 Ich sage euch: Er wird ihnen Recht schaffen in Kürze. Doch wenn der Menschensohn kommen wird, meinst du, er werde Glauben finden auf Erden?

Die Aussage des Gleichnisses ist:
Bleibe hartnäckig und beständig im Gebet dran. Höre nicht auf zu beten.

Und: Mehr sagt dieses Gleichnis nicht. Jesus braucht hier ein Gleichnis, ein Bild, einen Vergleich. Und das heisst immer auch: Vorsichtig sein mit der Auslegung und Übertragung: Nicht alles von einem Bild ist dazu da, gleich in mein Leben übertragen zu werden.

Der Richter ist eben gerade nicht wie Gott.
· Gott ist nicht „gottlos“
· Gott ist nicht gleichgültig
· Gott reagiert nicht erst auf Zwang und Druck von mir.
· Gott ist nicht träge im Helfen

Die Witwe ist nicht wie wir Christen
· Sie ist rechtlos, erbt nichts, hat niemanden
· Wir aber sind Kinder Gottes
· Mit allen Rechten des Himmelreichs
· Königskinder
· Königliche Priesterschaft (1. Petrus 2,9)
· Wir erben das Himmelreich
· Wir haben Gott zum Vater

Jesus zeigt mir hier nicht eine „Gebetstechnik“ die mir helfen könnte um bei Gott besser ankommen zu können.

Jesus sagt nur: „Betet ohne nachzulassen.“

Was dazu noch aus dem Gleichnis übertragen werden könnte, ist:
Die Witwe war in grosser, existentieller Not. Sie hatte gar keine andere Möglichkeit, als zu diesem Richter zu gehen.
Das ist eine Anfrage an mich: Wo ist denn meine Not, die mich zu Gott, ins Gebet treibt?

O.k. Manchmal habe auch ich existentielle Probleme und Nöte. Doch: Bete ich dann?

Was soll ich denn eigentlich beten? Ausser eben die momentanen persönlichen Nöte? Ausser für „unser tägliches Brot“ zu beten?
· Danken!
· Anbeten!
Das wäre ja schon genügend „Stoff“ um allezeit zu beten!

Das „Vaterunser“ gibt uns da ein Leitlinie:
Dass Gottes Wille geschehe
Dass sein Reich komme
Dass sein Name geheiligt werde
Dass wir unsere Schulden sehen und zu Jesus bringen und sie ablegen
Dass wir selber andern vergeben können – dafür beten!
Dass wir nicht in Versuchung des Bösen kommen.
Dass wir Menschen erlöst werden vom Bösen
Dass Menschen zum Glauben an Jesus Christus kommen.
Fürbitte.

Jesus sagt mir, dass ich allezeit beten soll.
Wie soll das gehen?
Ich kann doch nicht 24 h am Tag beten.
Sogar die Mönche „beteten und arbeiteten“.

Es besteht die Gefahr, die Tendenz ist, dass mich der „Deckel der Arbeit“ zudeckt. Dann bin ich frustriert, krank, gelangweilt, enttäuscht und sicher nicht auf dem Weg mit Gott.

Wie gestalte ich mein Leben?
Den Tagesrhythmus, den Wochenrhythmus, den Jahresrhythmus, mein ganzes Leben?

Zuerst empfangen! Wie beim römischen Brunnen: Das Wasser (der Heilige Geist, Gottes Wort, Gottes Gedanken, Gottes Prägung, seine Kraft) fliesst vom oberen Gefäss in das untere. Und es fliesst dauernd.
Zuerst oben empfangen! Erst dann kann ich weitergeben.
Und dieses oberste Gefäss des römischen Brunnens steht für Stille, Gebet, Bibellesen, Zeit mit Gott. Da lasse ich mich stärken. Da habe ich Sonntag (auch am Werktag), da ist Sabbat.

Ich versuche auch verschiedene Gestaltungsformen aus. Z.B. das liturgisches Gebet am Mittag:

Herr unser Schöpfer
Auf der Höhe unseres Tages kommen wir zu dir
Wir gehören nicht der Arbeit
Wir gehören nicht den Menschen
Wir gehören nicht uns selbst
Wir gehören Dir!
Unsere Zeit steht in Deinen Händen. Amen

Freies Gebet
Gebet lesen
„Sich in der Sonne Gottes baden“

Und so prägt mein Gebet meinen Arbeitstag.


Das Beispiel „Kamel“:
In 10 Min. nimmt ein Kamel 100 lt Wasser auf und geht dann wochenlang durch die Wüste.
Ich bin kein Kamel!
Ich brauche täglich, immerfort frisches Wasser. Und das gibt Gott auch.
Allezeit beten – heisst darum auch – allezeit von Gott bekommen.

Wie also gestalte ich mein Leben?
Der Tag 24 h: 10 Std. Arbeit; 8 Std. Schlaf; 6 Std. ?

Die Woche: biblisch: 7 Tage, davon 6 Tage arbeiten, 1 Tag ruhen. Heute bei uns meist: 5 Tage arbeiten: 2 Tage ?

Das Jahr: Israel machte Wallfahrten, Wochenfeste um die Gottesbeziehung und die Gemeinschaft zu pflegen. Und wir mit unseren Ferien?

Das Leben: Was steht auf meinem Grabstein? „Sein Leben war Arbeit“? Oder „sein Leben war Gebet?“