Donnerstag, September 20, 2007

Glaube nicht an deinen Glauben

Lukas 17,5 Und die Apostel sprachen zu dem Herrn: Stärke uns den Glauben! 6 Der Herr aber sprach: Wenn ihr Glauben hättet so groß wie ein Senfkorn, dann könntet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Reiß dich aus und versetze dich ins Meer!, und er würde euch gehorchen. (Im Matthäusevangelium steht anstelle des Maulbeerbaumes „Berg versetzen“)

Das erste Wort, das mir nach dem Lesen dieses Bibeltextes in den Sinn kam war „Büroklammer“!

Die Büroklammer musste bei Adrian Plass im Tagebuch eines frommen Chaoten für das Experiment „Berge versetzen“ hinhalten:

Montag, 6. Januar Machte auf dem Heimweg von der Arbeit einen Abstecher in den christlichen Buchladen.All diese Bücher!Gerald sagt, erbauliche Taschenbücher sind wie chinesisches Essen. Zunächst sehr sättigend, aber es dauert nichtlang, bis man wieder was braucht.Erwischte aber diesmal ein wirklich gutes Buch über den Glauben. Es heisst: “Du liebe Güte - was in aller Welt tun wir in Gottes Namen um Himmels willen?”Finde den Titel sehr originell.Es geht darum, wie Christen durch den Glauben Berge versetzen können, wenn sie wirklich im Einklang mit Gott sind. Sehr inspirierend.Wartete, bis keiner in der Nähe war und begann, mit einer Büroklammer zu üben. Legte sie auf den Schreibtisch, blickte sie gebieterisch an und wollte, dass sie sich bewegt. Nichts! Versuchte, es ihr mit lauter Stimme zu befehlen.In diesem Moment kam Gerald herein und fragte: “Warum schreist du so rum, Papa?”Konnte ihm schlecht erklären, dass ich einer Büroklammer Kommandos gab!Sagte, ich übe Stimm-Projektion.Er fragte: “Was ist denn das?”Ich sagte: “Weiss ich selber nicht.” Fühlte mich wirklich belämmert…

Dienstag, 7.Januar… Am Abend ein weiteres Rendezvous mit der Büroklammer. Nahm diesmal wirklich Vollmacht über sie in Anspruch. Rührte sich keinen Millimeter vom Fleck.Sagte Gott, ich würde alles aufgeben, was er von mir verlangt, wenn er sie dazu bringen würde, sich wenigstens drei Zentimeter zu bewegen.Nichts!Alles ziemlich besorgniserregend. Wenn man bloß den Glauben von der Größe eines Senfkorns braucht, um einen ganzen Berg zu versetzen, wieviel Hoffnung gibt’s dann für mich, wo ich nicht mal eine Büroklammer motivieren kann, zu machen, was man ihr sagt!

Es ist dieser zu einfache und oberflächliche Umgang mit biblischen Aussagen, die uns immer wieder auf solche Irrwege bringen und uns Christen auch lächerlich machen.
Die einfache Auslegung dieses Textes aus dem Lukasevangelium würde etwa so lauten:
Ich muss mehr glauben, dann kann ich auch mehr bewirken. Und dann kann ich auch Übernatürliches wie Berge oder Maulbeerbäume versetzen, bewirken. Respektive in Verbindung zu andern ausgewählten Bibelstellen: Ich kann das tun, was Jesus tat und noch viel mehr – Heilen, befreien, binden und lösen, Menschen verändern, Wunder tun.
Ich muss also mehr glauben.
Gott wirkt aber gerade auch durch die Realität des Alltags. Und die sagt mir immer wieder: Ich kann nicht mehr glauben. Glauben ist nicht machbar. Ich kann Gott darum bitten. Sicher. Aber meine Erfahrung ist: Glauben bleibt ein Geschenk Gottes und nicht immer ist die Zeit der Geschenke.

Ich möchte den Text noch aus einer anderen Sicht betrachten.

Zuerst frage ich: Warum bitten die Apostel um eine Stärkung des Glaubens?
Jesus sagt ihnen vorher: Wenn jemand siebenmal (also immer wieder) an dir sündigt und er kommt siebenmal (also immer wieder) zu dir und bittet dich um Vergebung – so sollst du ihm vergeben. Grenzenlose Vergebung ist gefordert.
Eine krasse Forderung. Menschlich gesehen kaum durchführbar – denn auch dem grossherzigsten und gutmütigsten Menschen jagt es einmal den Nuggi raus - hat er früher oder später die Nase voll.

Da merken die Apostel: Da fehlt uns was, um das zu erfüllen. Da fehlt uns der Glaube, der Unmögliches möglich macht.

Ich selber habe immer wieder solche Situationen: Ich sehe die Anforderung als Christ zu leben, ich höre die Forderung Gottes und gleichzeitig ist die Sicht da - ich kann das nicht, ich bring das nicht, ich habe zuwenig.
Wir tun gut daran, wenn wir es gleich machen wie die Jünger. Sie gehen mit ihrer Bitte zu Jesus.
Selber können wir Menschen nicht Glauben „bringen“ oder „machen“. Jesus ist die richtige Adresse in Sachen Glauben. Und er hilft auch.

Doch in unserem Text antwortet Jesus seltsam: „Wenn ihr glauben hättet, so gross wie ein Senfkorn….“ Er stärkt ihren Glauben nicht – oder nicht so, wie die Jünger das erwartet haben.

Jesus macht hier keinen Vorwurf! Er macht eine realistische Feststellung. Der Glaube der Menschen ist zu klein.
Und: Berge und Maulbeerbäume müssen wir ja auch nicht versetzen.

· An den Bergen schauen wir hoch und fragen „Woher kommt mir Hilfe“ und wir antworten „die Hilfe kommt vom Herrn“. Psalm 121
· Was ins Meer gehört sind unsere Sünden und nicht Maulbeerbäume. Micha 7,19

Unser Auftrag ist, den Knechtsdienst auszuführen. Gleich anschliessend an unseren Text wird uns das gesagt (Lukas 17,7-10): Für unseren Herrn pflügen, zum Vieh schauen, den Herrn bedienen, gastfreundlich sein und keinen Dank erwarten. Wenn wir alles getan haben, was uns Gott gesagt hat, sollen wir einfach sagen: Wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.
Darin spielt der Glaube an unseren guten Gott eine zentrale Rolle – ohne diesen Glauben wäre unser Tun hoffnungslose Sklavenarbeit.

Also: Der biblische Glaube löst vom Menschlichen und macht den Menschen klein – auch seinen Glauben – und macht Gott gross.
Wegsehen von mir – aufsehen zu Gott. Er wird es vollbringen.

Für uns gilt: Ganz auf unseren Vater im Himmel vertrauen, der uns teilhaben lässt an seiner unbegrenzten göttlichen Macht.

Vielleicht hilft auch folgende Aussage weiter: Unser Glaube ist keine passive Hingabe an unser Schicksal, sondern unser Glaube ist eine aktive Hingabe an unseren Gott.

Wer am Dank- Buss und Bettag dankt, büsst und betet, der glaubt. Es ist noch nicht klar gesagt, an was er glaubt – aber er hat eine Zuversicht, eine Hoffnung (Hebräer 11,19),
· dass da mindestens eine höhere Macht etwas gegeben hat, wofür er danken kann
· und eine höhere Macht, die die Schuld vergeben kann
· und zu der er beten kann.

Einer hat einmal gesagt, dass die Leute an gar nichts mehr glauben, wenn sie aufhören, an Gott zu glauben. Ein Anderer hat darauf erwidert: Es ist noch schlimmer. Wenn sie aufhören an Gott zu glauben, glauben sie alles.

Der Hebräerbrief (Kapitel 11) sagt: Der Glaube ist eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.
Man kann nun auf vieles hoffen und vieles noch nicht sehen… An dieser Stelle definiert der Hebräerbrief das noch nicht.
Er führt dann Menschen auf, die genau so gelebt haben: Die in ihrem Leben Glaubensschritte gemacht haben – auf Hoffnung hin.
Und wir sehen da, dass die Hoffnung und das was man nicht sieht, Gott selber ist. Auf Gott hoffen sie und setzen ihre Zuversicht auf ihn. Ihre Hoffnung war ein „besseres Vaterland, nämlich ein himmlisches Vaterland“ zu bekommen. Dem sagen wir heute „Reich Gottes“, „Himmelreich“.
Danach sehnten sie sich, darauf gingen sie zu, darauf hofften sie und sie zweifelten nicht, dass das kommen wird.
Das ist das Alte Testament. Da war noch nicht alles geschehen, was Gott vorhatte. Wir sehen heute mehr. Und der Hebräerbrief führt uns da auch weiter: im 12. Kapitel wird zum christlichen Glauben gesagt: Lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens,…
Glaube wird da zweifach definiert:
· Es ist ein Kampf, den wir geduldig zu führen haben und
· es ist ein Aufsehen auf Jesus, der diesen Glauben gestiftet hat und ihn auch vollendet hat.
Also ist christlicher Glaube keine Fähigkeit von mir, kein „Haben“.
Der Glaube wird an mich herangetragen, von Gott geschenkt.
Der Glaube ist ein „Sein“ in Jesus.
Der Glaube ist eine feste Verbindung mit Gott, eine bleibende Abhängigkeit von Jesus.

Es ist eine falsche Vorstellung, dass ich Glauben „tanken“ könnte. Sozusagen an die Tankstelle gehen und mich mit Glauben auffüllen lassen. So auf Vorrat (z.B. am Sonntagmorgen im Gottesdienst).
Eine bessere Vorstellung ist die Quelle: Da sprudelt der Glaube immerzu, frisch in mein Leben. Nicht auf Vorrat.

Noch ein anderes Bild das zeigen will, wie Glauben in meinem Leben wirkt:
Die Hängebrücke. Es gibt feste Seile, die tragen durch mein Leben. Die reissen auch nicht. Da kann ich mich festhalten. Sie geben der Brücke Stabilität. Auch wenn die Brücke schwankt. Sie zerbricht nicht.
Diese Seile sind die Zusagen von Gott an mich: Ich halte dich, ich lasse dich nicht los. Ich führe dich. Du bist mein wertvoller, geliebter Mensch. Mein Glaube ist: Ich vertraue auf diese „Seile“. Und das hält mein Leben lang.

Die Hängebrücke hat aber noch Trittbretter. Schritt für Schritt gehe ich über diese „Lebensbrücke“ und mein Glaube ist, dass diese Bretter jetzt, in dem Moment, wenn ich darauf trete, halten. Da geht’s um die täglichen Situationen. Um die täglichen Fragen – hält mich da Gott auch?
Und ich finde, dass manche Trittbretter recht unsicher aussehen. Dann sehe ich die tiefe Schlucht und weit unten den Wildwasserbach. Und mir wird Angst.
Dann aber:
Mein Glaubensweg lässt mich erfahren, dass Gott meinen Fuss nicht gleiten lässt.


Es geht nicht um einen kleinen oder grossen Glauben. Es geht um mein Vertrauen auf Jesus. Traue ich ihm zu, dass er
· hält?
· Verändert?
· Eine Sicht in die Aussichtslosigkeit gibt?

Ich kann das jetzt aus seelsorgerlichen Gründen nicht näher beschreiben, aber ich hatte in den vergangenen Wochen mehr als eine Begegnung mit Menschen, die total am Boden liegen. Auch jetzt gerade: Ehebruch, Scheidung, Schulden, okkulte Verstrickungen, gefangen in einem Lügennetz, voller Hass und Verzweiflung, alleine – ganz alleine – die Andern gehen aus dem Weg. Arbeitslos, keine rechte Ausbildung, hilflos im Behörden und Sozialtschungel, keine Perspektive.
Versteinert schauen sie zum Fenster raus – es fehlt sogar die Kraft, der Antrieb sich das Leben zu nehmen.
Die Frage an mich ist da: Kann ich da an meinen starken Gott glauben, der auch solche Situationen ändern kann, zum Guten wenden kann?

Es bleibt zu tun, was die Jünger taten: Zu Jesus zu gehen und zu bitten – gib mir mehr Glauben, hilf meinem Kleinglauben. Du Jesus, kannst alles wenden.
Gib mir ein festes Herz, mach es fest in Dir.

Mittwoch, September 12, 2007

Öffne mir die Augen!

Markus 8,22 In Bethsaida brachten die Leute einen Blinden zu Jesus. Sie baten ihn, den Mann zu heilen.

Fischershausen – Jesus heilt
Bethsaida: „Fischershausen“. Im Norden des Sees Genezareth. Ein Dorf, das Jesus als Prediger und Heiland erlebt hatte aber ihn nicht aufnahmen, ihn nicht sahen. Darum die Weherufe von Jesus über diese (und andere) Dorf: Matthäus 11,21.

Und Leute brachten einen Blinden zu Jesus. Das ist der richtige Ort, die richtige Person, wenn man blind ist. Auch wir sind manchmal darauf angewiesen, dass uns jemand führt, zu Jesus bringt. Und sie baten Jesus den Mann zu heilen. Das können wir: Jesus um Heilung bitten. Machen wir das? Das Angebot – zusammen Jesus um Heilung bitten, dafür beten – das besteht auf jeden Fall.

Weiter in Markus 8,23 Jesus nahm den Blinden bei der Hand und führte ihn zum Dorf hinaus. Dann strich er etwas Speichel auf seine Augen, legte ihm die Hände auf und fragte: «Kannst du etwas sehen?» 24 Der Mann blickte auf. «Ja», sagte er, «ich sehe Menschen herumlaufen. Aber ich kann sie nicht klar erkennen. Es könnten genausogut Bäume sein.»

Jesus nimmt den Blinden an die Hand. Er kommt ihm ganz nah. Und dann streicht er ihm Speichel auf seine Augen – warum auch immer – und legt ihm die Hände auf. Zum Heilen gehört Handeln. Und dann fragt er ihn, ob er etwas sehe.
Ja, ja, ich sehe Menschen herumlaufen – aber ich sehe sie nicht deutlich – es könnten auch Bäume sein.
Das ist eine alte Erfahrung: Wenn ich aus dem Dunkel komme, kann ich erst noch nicht deutlich sehen. Und ich sehe die Bäume, das Starke. Ich sehe undeutlich. Da braucht es noch eine Zeit, einen Weg der Heilung. Wer aus der Dunkelheit geführt wird, kann die Wahrheit, das Licht (und das ist Jesus) oft vorerst gar nicht sehen, nicht alles ertragen. Es braucht Zeit, es braucht eine schrittweise Einführung in das neue, „sehende“ Leben.

Jesus legt dem Mann noch einmal die Hände auf – und jetzt sah er ganz deutlich. Er war geheilt!

26 Aber Jesus befahl ihm: «Geh nicht erst in das Dorf zurück, sondern gehe gleich nach Hause!»

Es geht wohl nicht darum, dass diese Blindenheilung ein grossartiges Zeugnis für Jesus war: Keine Evangelisationsveranstaltung mit Heilungszeugnis.

Zum Dorf hinaus
Nun über Krankenheilung haben wir uns schon oft Gedanken gemacht – mir ist beim Lesen dieses Bibelabschnittes etwas ganz anderes ins Auge gestochen (wenn ich das im Zusammenhang mit Blindheit so nennen darf…).
Da steht zuerst 23 Jesus nahm den Blinden bei der Hand und führte ihn zum Dorf hinaus.
Und dann am Schluss sagt Jesus: «Geh nicht erst in das Dorf zurück,“.

Es war nötig, dass der Blinde aus seiner Umgebung, seinen Beziehungen im Dorf, dem Altbekannten, den Mustern die da täglich abliefen – herauskam.
Und damit die Heilung sich festigen konnte, anhielt, sollte er auch nicht wieder in das Dorf zurück.

Da sehe ich doch einen starken Hinweis auf unser Leben:
Ich muss manchmal das Althergebrachte verlassen, das Dorf verlassen, damit mir die Augen aufgehen.
· Wie mancher musste sein Dorf, seine Familie, seine Beziehungen verlassen – hinausgehen – um sein Leben Jesus anzuvertrauen. Da steht er dann alleine, ausserhalb des Dorfes mit seiner Bekehrung.
· Es kann sein, wenn du Jesus ganz nachfolgst, dass du plötzlich ausserhalb des Dorfes stehst.

Da gibt es neben dem Kirchendistanzierten plötzlich auch den Dorfdistanzierten…

Es gibt ja viele gute soziale Beziehungen in einem Dorf. Manche von ihnen tragen und helfen. Aber es gibt auch die andere Seite des Dorfes: Schubladisiert, abgestempelt, kannst du dich nicht verändern. Die feste Hand des Dorfes hält dich gefangen.
Wie eine starke Klammer, wie eine schwere Decke, wie Nebel wird meine Sicht verdeckt. Wehe, wenn ich da nicht zum Dorf hinauskomme.
Ein Dorf kann mich so einengen, einbinden, vereinnahmen, dass ich gar nicht mehr richtig sehen kann. Ich sehe die Wirklichkeit nicht.
Wie mancher vertraut sein Leben wegen „des Dorfes“ nicht Jesus an.

Damit ich sehend werde muss ich zum Rahmen hinaus. Jesus führt mich da raus! Und er will auch nicht, dass ich in das Alte zurückgehe, zurückfalle.

Aber bin ich denn blind?
Ja, ich und wir alle sind blind. Z.B. kann ich blind sein für die Schönheit der Schöpfung, der Natur. Oder ich kann blind sein für den Nächsten. Oder ich bin blind für geistliche Wahrheiten.
Ich möchte hier noch in einer anderen Art aufzeigen, dass wir Menschen blind sind: Das Johari-Fenster. Es zeigt, dass wir alle blinde Flecken haben und dass es in unserem Leben auch unbewusstes Wissen gibt. Wissen, das nur Gott weiss.
(Siehe unter: wikipedia.org/wiki/Johari-Fenster)


Jesus will dir die Augen öffnen für seine Wirklichkeit.
Mancher von uns meint, so wie er es sieht, sei es auch. Und dann führt dich Jesus hinaus – und plötzlich sieht alles ganz anders aus.

Ich will bereit sein, dass mich Jesus hinausführen kann. Damit er mir seine Sicht zeigen kann. Los vom Alten hin zum Neuen.
Seine Sicht heisst „Reich Gottes“. Da funktioniert manches ganz anders als in der Welt. Da regiert Gott und nicht wir.

„Und geh nicht wieder zurück!“


Spiritualität
Für mich ist das ein klarer Hinweis: Hinausgeführt werden von Jesus aus dem Dorf, aus den Beziehungen. Vor Gott stehen – blind – und mir die Augen von Jesus öffnen lassen! Jesus berührt mich.
Das ist Spiritualität pur – ein Begriff, der modern daherkommt und oft von nichtchristlichen Geistern missbraucht wird. Z.B. ist Spiritualität in der Esoterik ein fester Bestandteil – aber diese Spiritualität hat einen andern Geist als den Heiligen Geist! Es gibt aber eine christliche Spiritualität. Und die gibt es schon seit Beginn des Christentums. Wir finden sie in der Bibel. Spiritualität meint geistliches Leben – unser Thema.
In unserem Text sieht man das sehr schön: Menschen brachten den Blinden zu Jesus. Dann aber tat Jesus das Entscheidende – er führte weiter und heilte.
Entscheidend ist also: Du und Jesus zusammen – draussen, ausserhalb des Dorfes.

Ein Ausdruck von christlicher Spiritualität ist zum Beispiel: Du kommst in den Gottesdienst und willst auftanken für die kommende Woche. Ein berechtigtes spirituelles/geistliches Bedürfnis. Aber deine Einstellung/Haltung wäre falsch, wenn du jetzt meinst, dass das automatisch vor sich geht. Da braucht es dein Gebet vor dem Gottesdienst: „Herr hilf mir, ich brauche dein Reden.“ Eine offene Haltung: „Herr füll du mich, ich bin schwach.“ Da braucht es Vorbereitung: Den Bibeltext der Predigt schon zu Hause lesen. Da braucht es eine gelassene, freudige Erwartung: „Auch in diesem Gottesdienst hat mir Gott etwas zu sagen. Führe du mich Jesus hinaus aus meinen Vorstellungen und hinein in deine Wahrheit.“

Wer aber im Gottesdienst sitzt und die Frisur der Vorderfrau begutachtet, sich über die schmutzigen Fenster ärgert oder dem die Musik zu laut oder zu leise oder zu richtig oder zu falsch ist, der immer wieder auf die Uhr schaut oder von irgendetwas träumt…Der kann nichts von Gott erwarten. Da kannst du lange um mehr geistliches Leben lechzen.

Wie willst du in der Welt bestehen, wenn dein geistliches Leben nicht stimmt? Wenn deine Beziehung zu Gott dermassen abgeflacht ist, dass du schon Wochen nicht mehr mit ihm gesprochen hast? Und dann gehst du an das Turnfest, an die Modellflugshow, an den Tag der offenen Türe auf dem Flughafen oder einfach auch nur irgendwo einkaufen – meinst du, dass du da als Christ, als Jesusnachfolger bestehen kannst, wenn du irgendwie gar nicht mehr so sicher bist, dass er da ist.

Ich habe nichts gegen all die Angebote um uns. Wir haben sogar einen Auftrag da hineinzuwirken! Aber wehe, wenn wir da hinein wollen und unser geistliches Leben ist nicht ok. Das geht schief.

Die christlich-spirituelle Bewegung wird immer gleich sein:
· Kapitulieren vor Gott: Einsehen, dass ich ein Sünder bin. Einsehen, dass ich blind bin. Einsehen, dass ich bedürftig bin.
· Ablegen, loswerden aller Last und allem was dem Gespräch mit Gott im Wege steht.
· Sein Reden aufnehmen – hören - er fragt dich „siehst du etwas?“, sein Wort die Bibel lesen.
· Darüber nachdenken, was du gelesen hast, was er dich fragt.
· Ihm antworten, die Antwort ist meist eine Tat.
· Und dann, tun, was du hörst, dass du tun sollst – im Vertrauen an Gott.

Beten und arbeiten – das waren noch immer die beiden Antriebsräder des christlich-geistlichen Lebens.
Das ist Spiritualität im christlichen Sinn.
Zuerst steht beten. Das kommt nicht von ungefähr. Mit Gebet beginnt die spirituelle Bewegung:
Jesaja 30,15:
In Umkehr und Ruhe liegt euer Heil; in Stillehalten und Vertrauen besteht eure Stärke!