Donnerstag, August 16, 2007

Das Reich Gottes

Jesus spricht auffällig viel vom „Reich Gottes“ oder wie er auch sagt, vom „Himmelreich“.
Ich muss auch den andern Städten das Evangelium predigen vom Reich Gottes; denn dazu bin ich gesandt. (Lukas 4,43) Es ist geradezu seine Bestimmung vom Reich Gottes zu predigen, das Reich Gottes aufzubauen.
Nebenbei: „Evangelium“ ist also mehr als die Rechtfertigungslehre. Evangelium ist auch frohe Botschaft für den Körper und die Seele, nicht nur für meinen Geist.
Jesus spricht vor allem, wie wir Menschen in das Reich Gottes kommen. Zuerst einmal hineinkommen! Das ist Voraussetzung.
· Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme. (Matthäus 19,24)
· Die Zöllner und Huren kommen eher ins Reich Gottes als ihr (die Hohenpriester und Aeltesten). (Matthäus 21,31)
· Wenn dich dein Auge zum Abfall verführt, so wirf’s von dir! Es ist besser für dich, dass du einäugig in das Reich Gottes gehst, als dass du zwei Augen hast und wirst in die Hölle geworfen. (Markus 9,47)
· Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht ; denn solchen gehört das Reich Gottes. (Markus 10,14)
· Und es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes. (Lukas 13,29)
· Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. (Johannes 3,3)
Von neuem geboren werden! Nach der natürlichen Geburt muss eine zweite Geburt stattfinden. In der christlichen Taufe wird das nachempfunden: Dem alten Leben sterben und in das neue Leben aufstehen, geboren werden.
Wie geschieht das? Wiederum Jesus:
· Tut Busse, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen! (Matthäus 4,17)
· Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich. (Matthäus 5,3)
· Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich. (Matthäus 5,10)
Und dann seine Anweisungen, wie wir im Reich Gottes leben sollen:
· Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes. (Lukas 9,62)

Was ist das Reich Gottes?
Schon aus den Aussagen Jesu, die wir jetzt gerade gehört haben, lässt sich dazu etwas sagen:
· Im Reich Gottes werden Menschen aufgenommen, die in der Welt nicht sehr viel gelten: Kinder, Ausländer, Zöllner, Huren, Arme (Lukas 6,20), geistlich Arme, Verfolgte …
· Menschen werden in das Reich Gottes aufgenommen, indem sie von neuem geboren werden. Menschen, die Busse getan haben vor Gott.
· Reiche werden da ganz dünn gesät sein. Menschen, die nicht von neuem geboren wurden, werden gar nicht da sein.
· Und mancher, von denen, die jetzt so sicher sind, dass sie im Reich Gottes sein werden, wird Jesus sagen: „Es werden nicht alle, die zum mir sagen: Herr, Herr! In das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel.“ (Matthäus 7,21)

Und wir können aus der Bibel noch mehr lernen, was das Reich Gottes ist:
· In diesem Reich ist Gott der König, der Herrscher.
· Es herrscht Gerechtigkeit und Friede – nicht Essen und Trinken (Römer 14,17). Also nicht die Befriedigung meiner Bedürfnispyramide nach Maslow (siehe unter: www.wikipedia.org Maslowsche Bedürfnispyramide) steht im Vordergrund, sondern Gerechtigkeit und Friede. Übrigens immer wieder Voraussetzungen, damit Menschen Essen und Trinken haben!
· Es kommt und ist schon da – es ist mitten unter uns aber nicht einfach messbar (Lukas 17,20-21) es ist lebbar aber nicht käuflich. Das Reich Gottes „ist schon“ und „ist noch nicht“.

· Es ist mit Jesus angebrochen und wird durch den wiederkommenden Jesus vollendet.
· Es ist kein „Gottesstaat“. Jesus will kein Weltreich im Vergleich z.B. zu Mohammed. In der Kirchengeschichte sehen wir, dass es immer wieder gutmeinende Christen gab, die ein solches Reich aufrichten wollten – das ging nie gut.
· Die Kirche ist auch nicht gleich Reich Gottes. Aber die Kirche hat Teil am Reich Gottes. Immer dort, wo Menschen durch Jesus erneuert mit ihm zusammen leben.
· Dass die Kirche/Gemeinde Reich Gottes wäre, fehlen: Völlige Unterwerfung Satans (Off. 20,10); Israel tut Busse (Rö. 9-119; Drangsal und Endgericht (2. Tim. 4,1-8) und es zeigt sich darin, dass wir immer noch verstrickt in das Reich dieser Welt sind. Auch Jesus erwartete das vollkommene Reich Gottes erst noch (Abschiedsreden).
· Je mehr Menschen mit Jesus leben, umso grösser ist das Reich Gottes.
· Das Reich Gottes ereignet (!) sich da, wo Menschen durch das Evangelium aus ihrer Selbstherrschaft befreit sind und sich ganz unter die gute Herrschaft Gottes stellen. Konkret wird das heissen: Hören auf Gott, von ihm geführt werden – Geistesleitung!

Das Reich dieser Welt
Ob es diesen Dualismus gibt, wird ja heute stark in Frage gestellt. Aber das biblische Denken kennt diese Poole: Gut und Böse. Licht und Finsternis. Gott und Satan.
Kolosser 1,13: Er hat uns errettet von der Macht der Finsternis (das ist das Reich der gefallenen Welt) und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes (das ist das Reich Gottes).

· Dieses Reich der Welt (Luthers Zweireiche-Lehre) hat als Mittel Gewalt zur Verfügung. Demgegenüber hat das Reich Gottes das Wort. Darum wird im Epheserbrief das Wort als Schwert bezeichnet.
· Jesus sagt: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, dass ich den Juden nicht überantwortet würde; nun aber ist mein Reich nicht von dieser Welt. (Johannes 18,36)
· Das Reich dieser Welt wird von Geld, Macht, Lügen, Menschen – von Sünde – regiert. Wichtig sind Lustbefriedigung und „Bedürfnisse befriedigen“.
· Psalm 73,12: Merkmal der Gottlosen und damit dem Weltreich sind Geld und Macht.

Jesus sagt: Ihr könnt nicht zwei Herren dienen. Ihr könnt nicht Gott und dem Geld dienen. (Matthäus 6,24)

Es braucht eine Entscheidung für eines dieser Reiche. Wer sich nicht entscheidet ist natürlicherweise im Reich der Welt.

Aber bedenkt: Was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und dabei aber sein Leben, seine Seele verliert?

Gleichnisse
Jesus spricht in einigen Gleichnissen zu den Menschen um ihnen das Reich Gottes zu erklären.

Schatz im Acker
Matthäus 13,44: Das Himmelreich gleicht einem Schatz , verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker.

Dieser Mensch hat das eingesehen: Es gibt nichts Wertvolleres als das Reich Gottes. Da lohnt es sich, alles herzugeben, zu verkaufen um das Himmelreich zu erwerben!

Eine Nebenaussage dieses Gleichnisses: Dieser Mensch hat den Acker in Kauf genommen. Der Acker steht für „Bodenhaftung“, für Arbeit und Mühe, für Schmutz und Unsicherheit. Wenn wir das Reich Gottes erlangen, dann bekommen wir gleichzeitig auch einen Acker!

Kostbare Perle
Matthäus 13, 45-46: Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, und als er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.

Auch hier, dieser Kaufmann gibt alles hin – vieles was ihm bis dahin so wertvoll erschien – um das Wertvollste zu bekommen – die Perle – das Reich Gottes.
Ein Kaufmann weiss wie das geht mit Kaufen und Verkaufen. Und unsere Kaufmänner würden nicht alles auf eine Karte/Perle setzen. Es gibt ja viele Perlen. Auch in Kunst und Philosphie, in der Natur wie in der Wissenschaft. Aber es gibt nur eine Perle, die alles übertrifft, die die schönste ist, die echteste, die reinste: Das Reich Gottes! Und hier lohnt es sich, entgegen jedem Kaufmannswissen, alles zu investieren.

Jesus sagt dazu: Wer sein Leben erhalten will, wird es verlieren – wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen (Matthäus 10,39)

Darum
Jesus: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, dann wird euch alles andere zufallen. (Matthäus 6,33)

Darum beten wir im „Vater unser“:
Dein Reich komme.