Mittwoch, April 11, 2007

Karfreitag - Jesus hat getan

Jesus sagte: Denkt daran, was ich für euch getan habe.
Das Wichtigste, was er für mich getan hat, ist an Karfreitag geschehen. Was hat er an Karfreitag für mich getan?
Die Sätze aus der Bibel, die ich jetzt näher betrachte sind alle aus dem Matthäusevangelium, Kapitel 27.
33 So zogen sie aus der Stadt hinaus nach Golgatha, was «Schädelstätte» heißt.
Der Kreuzesweg, der Leidensweg von Jesus. Er musste das Kreuz durch die gaffende und schreiende Menschenmenge tragen. Die Soldaten mit ihren Peitschen um sich. Der Film „The passion“ zeigt das sehr realistisch. Aus der Stadt hinaus zum Hügel Golgatha. „Schädelstätte“ weil der Hügel die Form eines Schädels hat. Er ist noch heute nicht weit vom Damaskustor entfernt zu sehen.
Übrigens gleich an der Conrad Schick-Strasse. Conrad Schick war Mechaniker und ging dann im 19. Jahrhundert nach St. Chrischona zur Ausbildung. Er wurde als Chrischonabruder, als Pilgermissionar ausgesandt und verbrachte viele Jahre in Jerusalem. Dort vermass er viele wichtige Städte und machte sogar archäologische Grabungen. Er fertigte haargenaue Pläne von Jerusalem und dem Tempelberg an und baute dann aus Holz massstabgetreue Modelle. Das Modell vom Tempelberg wurde vor einigen Jahren in einem Lager von Chrischona entdeckt, restauriert und kann heute besichtigt werden.
Conrad Schick hinterliess so wertvolle Arbeit, dass eine Strasse in Jerusalem seinen Namen erhielt.

Also, Jesus wurde zu dieser Hinrichtungsstätte namens Golgatha geführt.

34 Dort gaben ihm die Soldaten Wein, der ihn betäuben sollte. Als Jesus das merkte, wollte er ihn nicht trinken.
Es war damals üblich, dass die Verurteilten so ein betäubendes Getränk bekamen. Das erleichterte die furchtbaren Qualen, die ein Kreuzestod beinhaltete. Aber Jesus wollte nicht, er wollte bei vollem Bewusstsein diese Marter erleiden.
Dann schlugen sie ihn mit langen Nägeln ans Kreuz.

35 Nachdem sie ihn ans Kreuz geschlagen hatten, verlosten die Soldaten seine Kleider. Dadurch erfüllte sich, was durch den Propheten vorausgesagt wurde: «Meine Kleider haben sie unter sich geteilt und mein Gewand verlost.»
Diese Worte stehen in Psalm 22,19. Viele Jahrhunderte vor dem Tod von Jesus geschrieben.
Das taten die Soldaten, weil es so Brauch war. Das war sozusagen ihr Lohn für die Dreckarbeit.

36 Sie setzten sich neben das Kreuz und bewachten Jesus.
Es gab in der ganzen Kirchengeschichte bis heute immer wieder Menschen, die sich neben das Kreuz setzen und Jesus bewachen… Aber das ist lächerlich. Jesus muss nicht bewacht werden. Er ist stärker als alles andere. Er hat alle Möglichkeiten. Aber er macht nicht alles, wovon wir denken, dass es jetzt gut wäre.

37 Über seinem Kopf nagelten sie ein Schild an, auf dem stand, weshalb man ihn gekreuzigt hatte: «Das ist Jesus, der König der Juden!»
Das ärgerte sozusagen alle. König der Juden! Die, die ihn als König am Palmsonntag empfangen haben, sehen hier keinen König mehr. Die Römer ärgert es, denn sie haben nur einen König und der ist in Rom. Die Anhänger und Verwandten von Jesus ärgerte es, weil sie Jesus nicht als König kennen. Und die Juden ärgert es, weil sie das eben gerade nicht wollten, Jesus als König.

38 Zur gleichen Zeit wurden zwei Verbrecher gekreuzigt, der eine rechts, der andere links von ihm.
Eine weitere Schmach für Jesus – mit schuldigen Schwerverbrechern hingerichtet zu werden. Er, der unschuldig war sein ganzes Leben lang. Der Gottessohn!

39 Die Leute, die vorbeigingen, beschimpften und verspotteten Jesus: 40 «Du also wolltest den Tempel zerstören und in drei Tagen wieder aufbauen! Dann rette dich doch jetzt selbst! Komm vom Kreuz herunter, wenn du wirklich der Sohn Gottes bist!»
Da haben wir sie wieder, die, die beim Kreuz stehen und wissen, wie es eigentlich gehen müsste.
Hier begegnen ich einem wichtigen Lehrstück: Das Reich Gottes ist nicht dieser Welt gleich. Das bezieht sich auch auf mein Denken, mein Wollen mein Wissen. Gott kann ganz anders handeln, als dass ich denke, dass er müsste.
Aber man war für solche tieferen Einsichten nicht zu haben. Es geschah etwas Interessantes dort auf dem Hügel Golgatha, man ging schauen und wollte auch mitreden und gute Sprüche klopfen. Das war’s.
Mich ärgert diese Gleichgültigkeit, diese Oberflächlichkeit, dieses Fun haben und sich bald zu anderem Fun hinwenden, dieses Haschen nach Wind. Das ich auch heute bei vielen Menschen beobachten kann.

41 Auch die Priester, Gesetzeslehrer und die Führer des Volkes machten sich über ihn lustig: 42 «Anderen hat er geholfen, aber sich selber kann er nicht helfen. Wenn er wirklich der König Israels ist, soll er doch vom Kreuz heruntersteigen. Dann wollen wir an ihn glauben! 43 Er hat sich doch immer auf Gott verlassen; jetzt wollen wir sehen, ob Gott sich zu ihm bekennt und ihm hilft. Hat er nicht gesagt: 'Ich bin Gottes Sohn'?»
So kurzsichtig redet man oft daher.
Aber auch: Welch ein gutes Zeugnis für Jesus, das hier die Priester und Lehrer und Führer ausstellen: Er hat geholfen, er hat sich immer auf Gott verlassen.

44 Ebenso beschimpften ihn die beiden, die mit ihm gekreuzigt worden waren.
Wir wissen aus den andern Evangelien, dass einer dieser Verbrecher noch am Kreuz, Jesus als Gottessohn erkannte und ihn um Hilfe bat – und Jesus hat noch im Sterben diesem Verbrecher geholfen.
Er hat sich im Todeskampf noch gewandelt, bekehrt, zu Jesus hin und wurde gerettet. Der Andere starb wohl in seinen Flüchen und Schimpfereien.45 Um die Mittagszeit dieses Tages wurde es plötzlich im ganzen Land dunkel. Diese Finsternis dauerte drei Stunden.
Am Mittag drei Stunden Dunkelheit. Man hat das zurückgerechnet und ist zum Schluss gekommen, dass es keine Sonnenfinsternis in dem Sinne war, die wir kennen. Für mich ein Hinweis, dass da wirklich weltbewegendes geschah. Die Finsternis nahm überhand.

46 Gegen drei Uhr rief Jesus laut: «Eli, Eli, lama sabachthani?» Das heißt: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?»
Ebenfalls ein Zitat aus dem Psalm 22. Jesus von seinem Vater verlassen! Jesus getrennt von Gott. Jesus beladen mit Sünde. Jesus voll mit aller Sünde dieser Welt. Da gibt es keine Gemeinschaft mit Gott.

47 Einige von den Herumstehenden hatten ihn aber falsch verstanden. Sie meinten, er rufe den Propheten Elia. 48 Einer von ihnen holte schnell einen Schwamm, tauchte ihn in Essig, steckte ihn auf einen Stab und wollte Jesus trinken lassen. 49 Aber die anderen sagten: «Laß doch! Wir wollen sehen, ob Elia kommt und ihm hilft.»
Dieses Nichtverstehen. Dieses menschliche Geplänkel und Ausprobieren. Es zeigt einen tiefen Graben zwischen dem was Jesus da gerade vollbringt und dem Verständnis der Menschen.

50 Da schrie Jesus noch einmal laut auf und starb.

Drei Dinge sind dann direkt mit und nach dem Tod Jesu geschehen:

51 Im selben Augenblick zerriß der Vorhang, der im Tempel das Allerheiligste abschloß, von oben bis unten. Die Erde bebte, und die Felsen zerbrachen.
Dieser Vorhang im Tempel, der bis dahin die Menschen vor dem Allerheiligen, vor Gott trennte, zerriss jetzt – ein klares Zeichen, dass nun der Weg zu Gott frei ist. Wir haben jetzt Zugang zu Gott!
Und die ersten Felsen zerbrachen, danach zerbrach noch manch steinernes Herz, wurde weich und nahm Gottes Heiligen Geist auf.

52 Gräber öffneten sich, und viele, die Gottes Willen getan hatten und schon gestorben waren, erwachten vom Tod 53 und verließen ihre Gräber. Nach der Auferstehung Jesu gingen sie in die Stadt und erschienen dort vielen Leuten.
Und die ersten Menschen, die Gott kannten, die seinen Willen getan hatten, wurden wieder lebendig. Hier ein grosses Geheimnis, das wir nicht durch theologische Erklärungsversuche verunstalten sollten. Es war einmalig dieses Geschehen am Kreuz und so auch diese Auferstehungswunder.

54 Der Hauptmann und die Soldaten, die den gekreuzigten Jesus bewachten, erschraken sehr bei diesem Erdbeben und allem, was sich sonst ereignete. Sie sagten: «Dieser Mann ist wirklich Gottes Sohn gewesen!»
Sehen ich das auch so? Ich meine nicht nur dieses Für-wahr-halten, dieses kopflastige Zustimmen. Sondern wirklich auch dieses heilige Erschrecken, dass da etwas geschehen ist, das ausserhalb meines Horizontes liegt und mich ganz existentiell betrifft. Ja, es trifft mich!

Hat diese Kreuzigung von Jesus mit mir noch etwas zu tun?
Erstens. Ich kann die Kreuzigung von Jesus nicht wirklich verstehen. Ich kann sie aber sehen, wahrnehmen und auf mich übertragen.
Dort am Kreuz ist Jesus gestorben und mit seinem Tod ist meine Schuld bei Gott beglichen worden.
Johannes 3,16: Also hat Gott die Welt geliebt, auf dass er seinen einzigen Sohn, Jesus Christus gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Zweitens. 1. Johannes 3,16: Daran haben wir die Liebe erkannt, dass er (Jesus) sein Leben für uns gelassen hat; und wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen.
Jesus hat mir da einen Weg vorgespurt, den ich auch (wenn auch sicher milder) zu gehen habe: Auftrag hier auf dieser Erde tun, allein leiden und sterben und zu ihm auferstehen. Ich stelle mich auf diesen Weg ein – für mich ist das gut so.

Und ich weiss, dass ich da doch nicht ganz alleine bin. Ihr Christen seid bei mir und der Herr ist bei mir – bis ans Ende!