Samstag, Mai 27, 2006

Der neue Bund - der Heilige Geist in uns

Gott hat einen Bund – einen Vertrag mit uns Menschen gemacht. Gott hat diesen Bund nie gebrochen – aber wir Menschen?

Der alte Bund: Gott nahm die Menschen bei der Hand (das ist die väterliche Hand), führte sie in das verheissene Land, gab ihnen Leitplanken zum Leben und auf einigen von ihnen kam der Heilige Geist, damit sie spezielle Aufgaben wahrnehmen konnten (z.B. Führen, Kunst schaffen). Dieser alte Bund brachte aber nicht, was er bringen sollte, nämlich ein vorbildliches Volk Israel, das Gott auf Erden repräsentieren sollte.
Darum der neue Bund: Mit Jesus Christus festgemacht (Im Abendmahl heisst es: Das Blut Jesu besiegelt den neuen Bund zwischen den Menschen und Gott). Jesus erfüllt den alten Bund (Siehe ich mache alles neu!) und schenkt eine Herzenserneuerung (Herz - d.h. mein Inneres, meine Empfindungen, meine Gedanken, meine „Schaltzentrale“, mein Motivationsgenerator) – der Heilige Geist ist in jedem so erneuerten Herzen, Menschen.
Hesekiel 11,19: „ich will ihnen ein anderes Herz geben und einen neuen Geist in sie geben.“

Der alte Bund wurde nicht gehalten. Seine Forderungen, das Halten des Gesetzes, wurden nicht erfüllt.
Und im neuen Bund?

Theoretisch-theologisch: Der Heilige Geist in uns, das neue Herz, kann nicht anders, als den Bund halten, die Gesetze erfüllen. Gottes Gabe lässt den so erneuerten Menschen den Bund halten und die Gesetze (so vor allem die Zehn Gebote, liebe Gott und deinen Nächsten) erfüllen.
Konsequent weitergedacht: Wer ein neues Herz hat, sündigt nicht mehr. (Lehre der Heiligungsbewegung um 1900, Brüderverein).
Konsequent weitergedacht: Wer nicht mehr sündigt, ist sündlos, vollkommen, heilig.
Konsequent weitergedacht: Wer vollkommen ist, muss nicht mehr belehrt werden. Und wenn mehrere solcher „Vollkommener“ beieinander sind, muss keiner zum andern sagen „Erkenne doch den Herrn“. Jeremia 31,34 Niemand muß dann den anderen noch belehren, keiner braucht seinem Bruder mehr zu sagen: 'Erkenne doch den Herrn!' Denn alle - vom Kleinsten bis zum Größten - werden erkennen, wer ich bin.

So ist unsere Realität aber nicht.

Wenn es nicht so ist, kann es zwei Gründe haben: Entweder ist das eben gar nicht geschehen, diese Erneuerung. Sei das, weil es diesen Gott gar nicht gibt oder weil der betroffene Mensch irgendwie noch nicht ganz durchgedrungen ist, zuwenig, falsch oder gar nicht glaubt (z.B. Pfingstbewegung: „Hat eben die Geistestaufe noch nicht“).
Oder wir liegen mit unserem „konsequent weitergedacht“ auf der falschen Spur.
Ich habe noch nie einen Menschen kennen gelernt, der diesem Zustand der Sündlosigkeit, des reinen Herzens, der körperlichen Unversehrtheit, des ganz ausgefüllt Seins mit dem Heiligen Geist, entsprochen hätte. Ich habe wohl Menschen kennen gelernt, die das behaupteten - und mit ihrem Leben gleich auch widerlegten – das ist dann verhängnisvoll und muss beim Namen genannt werden: Falsche Selbsteinschätzung, Selbstüberhebung.
Ja, Jesus war so sündlos, unversehrt, heilig. Aber sonst niemand.

Christliches Leben bewegt sich in dieser unauflösbaren Spannung von
Gottes Wort gilt
und
unser reales Leben hier und jetzt, das diesem Gotteswort oft nicht entspricht.

Genauer hinsehen:
· Manche Worte Gottes sind schon geschehen und erfüllt und in dem Sinn Geschichte.
· Manche Worte Gottes sind Verheissungen für unsere Zukunft. Erst im Himmel werden wir vollkommen sein.
· Und manche Worte Gottes gelten hier und jetzt.
Und nicht immer und ganz einfach, lassen sich die Worte Gottes da einordnen.

Der Vers 31 von Jeremia 31: So spricht der Herr: «Es kommt die Zeit, in der ich mit dem Volk Israel und dem Volk von Juda einen neuen Bund schließe. war für die Menschen zu jener Zeit eine Zukunftsverheissung. Für uns ist das geschehen – mit dem Kommen von Jesus Christus auf diese Erde und mit seinem Tod und seiner Auferstehung. Der Bund ist geschlossen.
Der Vers 34: Niemand muß dann den anderen noch belehren, keiner braucht seinem Bruder mehr zu sagen: 'Erkenne doch den Herrn!' Denn alle - vom Kleinsten bis zum Größten - werden erkennen, wer ich bin. Ich vergebe ihnen ihre Schuld und denke nicht mehr an ihre Sünden. beinhaltet eine Verheissung in unsere Zukunft: Jetzt ist noch die Zeit der gegenseitigen Belehrung, des Lernens und damit auch der unvollkommenen Erkenntnis.
Wäre es anders, würden die neutestamentlichen Schriften nicht von Lehrern und von Schülern reden.
Wir erkennen den Herrn eben noch nicht ganz. Dafür ist der zweite Teil des Verses wiederum jetzt schon wahr: Gott der Herr vergibt uns unsere Missetat/Schuld und an unsere Sünden denkt er nicht mehr.

Wichtig für mich ist zu sehen, was dieser Neue Bund für mich persönlich bedeutet:
Da sagt Gott ja zu mir!
Er will etwas mit mir zu tun haben!
Gott will Beziehung zu mir.
Er will mit mir gehen.
Wenn „dr Hansjakobli mit em Babettli“ geht, dann ist das eine innige Gemeinschaft. Die geben sich da ganz hinein. – Wieviel mehr Gott, der mit mir gehen will!
„Ich will ihr Gott sein und sie mein Volk.“ Spricht der Herr.
Da gibt es nichts zu rütteln. Darauf kann ich mich verlassen. Er verlässt mich nie. Das ist Halt, Sicherheit, Hoffnung.

Da Gott nun sein Gesetz, seine Worte, seinen Geist in unsere Herzen gegeben/geschrieben hat, kann es nur besser werden mit mir.
Immer wieder höre ich Gottes Stimme nicht, verdränge seine Worte, lasse den Heiligen Geist nicht zum Zuge kommen.
Aber genau so oft (und ich wünsche mir immer öfter) kommt der Heilige Geist zum Zug und ich höre Gottes Worte.
Und da geschieht immer wieder ein Wunder:
· Beziehungen werden bereinigt, die sonst in Ach und Krach auseinander wären.
· Da wird ein Trauernder getröstet, der sonst vielleicht nie mehr mit seinem eigenen Leben klar gekommen wäre.
· Da wird einer mit einer Situation fertig, an der er ohne Gott, ohne Heiliger Geist zerbrochen wäre.

Vielleicht gehe ich mit uns Christen manchmal zu hart ins Gericht: Ich sehe oft nur das, was nicht gut läuft: Die Heuchelei. Der Lebensstil, der nicht zum Wort Gottes passt. Die Unveränderbarkeit der Menschen. Das viele Selbstmitleid mit der integrierten Bauchnabelschau. Der Hang zu Bequemlichkeit, Reichtum und Ehre. Die Wohlfühlmentalität und der hohe Fun-Faktor….
Alles schändliche Dinge. Und das im zweiten, neuen Bund. Gott muss das traurig stimmen: „Die sind ja nicht besser als die Israeliten auf der Wüstenwanderung: Vergessen mich, sehnen sich nach vollen Bäuchen, murren herum, wissen alles besser, sind untreu,…“

Dann aber sehe ich das Licht und ich höre: Ich will euer Gott sein! (Jeremia 31,33) Das hat Auswirkungen. Da sehe ich die treuen Christen. Arbeitend und betend. „Fröhlich sich plagend“ wie es in einem alten Kirchenlied heisst.
Es gibt so oft in meiner Gemeinde Dinge und Situationen, in denen es normal wäre, wenn Gemeindeglieder
· Ausrufen würden
· Kündigen würden
· Weglaufen würden
· sich beschweren würden

Es werden auch bei uns immer wieder Leute übergangen, kommen zu kurz, werden nicht berücksichtigt usw.. Das geschieht selten absichtlich – meist geschieht es unbewusst. Aber es wäre Grund genug um:

· den Bettel hinwerfen
· kein Geld mehr zu spenden
· als Mitglied auszutreten
· den Gottesdienst nicht mehr zu besuchen
· zu schmollen
· zu täupelen
· schlecht zu reden
· und sagen, wie gut es doch früher war oder andernorts oder in Zukunft sein wird…

Aber das geschieht selten bis nie. Warum? Ich deute das als eindeutiges Zeichen dafür, dass der Heilige Geist unter uns wirkt – und zwar kräftig.
Das gibt mir Mut. Ich sehe, dass Gott zu uns, zu seinem Volk steht. Dass diese Versprechen von Gott wahr sind: „Ich will euer Gott sein“. Dass der Neue Bund gilt.
Der Heilige Geist wirkt so, dass unser Denken und Handeln von Gott bestimmt und geprägt wird.
So, dass wir einander auch vergeben können, weil uns vergeben wurde.

In dem Sinn will ich den Heiligen Geist „empfangen“. Ihn wahrnehmen. Er ist da. Und in dem Sinn will ich mich auch neu von ihm durchdringen lassen und bestimmen lassen.

Nächsten Sonntag feiern wir Pfingsten. Die Ausgiessung des Heiligen Geistes auf seine Jünger. Wenn das nicht nur Theorie ist, wenn das wahr ist, dann bin ich überzeugt, dass wir noch viele „Geistestaten“ sehen.
Es kommt eben wirklich auch darauf an, wie wir hinsehen, in welcher Absicht, mit welchem Herzen, in welchem Geist.