Auferstehung und Trübsal
Nach Ostern, Jesu Auferstehung, ist etwas Neues geschaffen. Da ist nicht nur ein wundervoller Vorgang geschehen, da ist der Durchbruch des Guten geschehen, die „Durchkreuzung“ des Todes! Und die auf Ostern folgenden Sonntage, respektive ihre Themen, zeigen verschiedene Aspekte dieses „neuen Lebens“ auf.
Da ist einmal die neue Sicht für mein Leben: Mit meinem leiblichen Tod wird nicht alles zu Ende sein - auch ich, wenn ich Jesus nachfolge, werde auferstehen zum ewigen Leben! Diese Bewegung: Sterben und Auferstehen zu einem neuen Leben, die wir in der Taufe ausdrücken, hat nun Auswirkungen: Es ist neues Leben da! Es ist etwas Göttliches in diese Welt hineingebrochen, etwas das vorher so nicht da war und von dem ich leben kann - es ist die Beziehung zu Gott möglich geworden - persönlich, von du zu du. Indem dass Gott seinen Sohn Jesus dahingegeben hat, zeigt er, wie er mich liebt und die Frage ist rhetorisch: Warum sollte er mir dann nicht alles schenken?
„Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur (eine Neuschöpfung), das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden“ (2.Kor. 5,17).
Dieses neue Leben nach Ostern, schenkt mir von Gott Möglichkeiten. Es sind Möglichkeiten, die alles zeitliche, menschliche, weltliche, finanzielle übersteigen - ja, es ist die ganze Fülle:
· Kranke haben jetzt begründete Hoffnung
· Verzweifelte bekommen Halt.
· Die Armen werden reich.
· Die Diebe werden reuig.
· Die Suchenden finden.
· Die Schwachen werden stark.
· Den Sündern wird vergeben.
Und ich: Ich bekomme die Chance, mich zu ändern!
Gott hat alle Voraussetzungen geschaffen, damit ich gut (meinem Auftrag entsprechend, sinnvoll, glücklich, ein Segen für andere, mit geradem Rücken und erhobenem Haupt, voller Hoffnung, freudig, zuversichtlich, geradlinig) leben kann.
Nur, ich merke im gleichen Augenblick: Das ist aber nicht meine ganze Realität... Da ist auch etwas Dunkles in meinem Leben…
Theologisch ist das schnell gesagt: Die Vollendung steht noch aus - diese vollständige Erlösung, dieses ganz mit Gott sein, wo keine Tränen mehr fliessen, kein Schmerz mehr sein wird, ist in unserer Zukunft angesiedelt - im Himmel, im ewigen Leben. Dieser Himmel, das ewige Leben aber leuchtet schon jetzt zu uns hinein - wie von Sonnenstrahlen wird unser Leben hier und jetzt schon beleuchtet…
Aber was heisst das wirklich für mich hier und jetzt. Sicher etwas Trost und Hoffnung habe ich schon durch diese Zukunftssicht. Aber diese „Vertröstung“ auf den Himmel kann doch nicht alles sein.
Zitat vom Seelsorger Lawrence J. Crabb (aus: Von innen nach aussen – Veränderung ist möglich, Brunnen Verlag Basel, 1990/2, S. 219):
Viel zu wenige Christen setzen sich ehrlich mit ihrem Leben auseinander. Klischees von der Kraft des Wortes Gottes werden in selbstgefälliger Frömmigkeit von Menschen wiederholt, in deren Leben kaum eine Veränderung sichtbar wird. Man betont immer wieder die Rolle des Heiligen Geistes als verändernde Kraft, anstatt mit dem eigenen Leben überzeugend unter Beweis zu stellen, was er tut. Mit dem Aufruf zu regelmässiger Stiller Zeit und Gebet vermeidet man die unangenehme Auseinandersetzung mit der Unordnung im Leben der Menschen. Es ist viel leichter, einem deprimierten Freund zu einem intensiveren Gebetleben zu raten, als sich konkret mit seinen Schwierigkeiten zu befassen. Der Weg zur Veränderung wird häufiger diskutiert als vorgelebt.
Crabb sieht die Notwendigkeit, dass ich mich hier und jetzt mit mir und meiner Umgebung befasse. Im Speziellen rät er uns, dass wir uns mehr mit unseren Motiven, mit unserem Herzen befassen sollen: Wer bin ich? Was tue ich da? Warum tue ich das? Was möchte Gott von mir? Wir sollen Gott in unser Herz sehen lassen und uns so von ihm verändern lassen. Ja, Gott möchte, dass wir so von innen nach aussen erneuert werden.
Nur dazu bin ich selten bereit. Warum auch? Es geht mir ja übers Ganze gesehen gut! Mein Seufzen: „Was man nicht alles auch noch sollte...“ Bis hin zur Angst, dass ich da plötzlich in Abgründe sehen müsste, die ich lieber dann doch verdränge. Es ist einfacher und bequemer, dass ich es lasse.
Ich denke, weil das so ist, weil ich meistens nicht gewillt bin mich freiwillig in einen Veränderungsprozess einzulassen, braucht Gott einen zweiten Weg: Der Weg des Leidens, der Krankheit, des Schmerzes, der Trübsal (wie es in der Lutherübersetzung heisst).
Also so etwas wie der umgekehrte Weg von Crabb: Statt Veränderung von innen nach aussen – gibt es zuerst einmal Veränderung aussen. Die wirkt sich nach innen aus und dann werde ich wiederum nach aussen verändert.
Es gibt da ein schönes Beispiel dazu: Es wird ja immer wieder versucht, aus den Nutzpflanzen mehr Ertrag herauszubekommen. An Orten wo Palmen gezüchtet werden, werden den jungen Palmen oft schwere Steine in die Blätterkrone gelegt. So soll verhindert werden, dass die Palme zu schnell wächst. Auf diese Weise wird der Stamm stärker und kräftiger und das Holz fester und die Früchte zahlreicher.
Ich brauche manchmal auch so einen Stein…
Wohlverstanden: Gott ist nicht ein Sadist, der mich mit Lasten quält, weil es ihm gefällt. Er ist der liebende Vater, der mich durch schwierige Zeiten zum Ziel bringen will!
Und ein zweites Missverständnis möchte ich auch gleich klarstellen: Nicht jede Krankheit, nicht jede Not ist ein Erziehungsmittel von Gott. Es gibt auch noch andere Gründe dazu.
Der Missionar Paulus, selber so ein „Steinträger“ macht mir in dieser Situation Mut:
2. Korinther 4,16 Darum geben wir auch nicht auf. Freilich gehen diese Strapazen nicht spurlos an mir vorüber. Wenn auch meine körperlichen Kräfte nachlassen, wird doch das Leben, das Gott mir schenkt, von Tag zu Tag erneuert. 17 Was wir jetzt leiden müssen, dauert nicht lange und ist leicht zu ertragen, wenn wir bedenken, welch unendliche, unvorstellbare Herrlichkeit uns erwartet. 18 Deshalb lassen wir uns von dem, was uns zur Zeit so sichtbar bedrängt, nicht ablenken, sondern wir richten unseren Blick auf Gottes neue Welt, auch wenn sie noch unsichtbar ist. Denn das Sichtbare vergeht, doch das Unsichtbare bleibt ewig.
Das gehört nun unbedingt in die Osterzeit, respektive in die nachösterliche Zeit, in die Nachfolge Jesu: Die bedrückende Alltagsrealität von Leid, Kampf, irren, Schmerz, finsterem Tal, Wüstenzeit - der Text sagt dem zusammenfassend „Trübsal“. Das darf nicht ausgeklammert werden, verdrängt werden! Das gilt es zusammen zu sehen und zusammen zu leben: Leben aus der Kraft der Auferstehung und der Trübsal.
Meine Trübsal ist da. Es ist müssig zu spekulieren, ob wir mehr oder weniger oder gleichviel Trübsal hätten, wenn wir nicht Christen wären - es kann gut sein, dass wir mehr Trübsal haben.
Aber die Worte von Paulus rücken die Trübsal ins rechte Licht: Sie ist zeitlich begrenzt, sie hört auf - im Vergleich zum ewigen Leben hört sie sogar sehr schnell auf. Und ihr Gewicht ist begrenzt. Jesus sagt: Mein Joch ist leicht!
Das Beispiel: Weisse Fläche und ein Punkt. Was sieht man gewöhnlich? Ja, den schwarzen Punkt. Die weisse Fläche sieht niemand... Meine Trübsal ist der schwarze Punkt – aber die unvorstellbare, unendliche Herrlichkeit ist viel grösser – wie die weisse Fläche….
Also, Paulus zeigt mir die rechte Sicht für mein Leben hier und jetzt: Das hier ist schnell vorbei. Das hier zerfällt, vergeht, ist bald einmal wertlos.
Ich spüre es auch: Ich habe nicht immer volle Kraft. Ich werde müde.
Ich erlebe das persönlich für mich - aber ich sehe das auch in der Gemeinde, in der Kirche. Immer wieder stehen wir am Punkt, wo wir uns eingestehen müssen: Da haben wir einfach keine Kraft mehr, da macht es keinen Sinn mehr, da müssen wir aufgeben, zumachen, fertig, Schluss, aufhören.
Doch gerade in diesem letzten Wort ist etwas Entscheidendes zu sehen: Aufhören - ich soll hören - wo? nach oben!
Und da wird der innere Mensch von Tag zu Tag erneuert. Inwendig werde ich stark, wenn ich aussen aufhöre und auf-höre.
Hier ist Jesus der sagt: Alle deine Sorgen wirf auf mich, ich sorge für dich!
Da erneuert mich Gott. Er gibt seine Kraft, seine Auferstehungskraft, in mich hinein.
Das heisst nicht, dass ich nicht mehr genügend schlafen muss. Aber ich muss nicht mehr zuviel schlafen.
Es gibt ja diesen Schlaf der Sinnlosigkeit. Diese Depression. Dieses Zermürbt sein von der Trübsal und nicht von Gott innerlich gestärkt, erneuert zu sein.
Da lag ein alter Mann, krank, leidend. Ein junger Christ besucht ihn und will ihn trösten und sagt unter anderem: „Es heisst ja in der Schrift: Wen der Herr lieb hat, den züchtigt er.“ Der Alte ist einen Moment still. Dann sagt er: „Ja, du hast schon Recht. Aber jetzt wäre ich froh, wenn der Herr wieder einmal einen anderen lieb hätte.“
In dieser Trübsal gilt es: Auf-hören! Dazu gehört auch das Auf-sehen. Dieses hinter die Fassade sehen. Hinter die Kulisse sehen. Und was sehe ich hier - etwas das meinen Augen verschlossen ist: Die unendliche, unvorstellbare Herrlichkeit Gottes…
Normalerweise sehe ich was vor Augen ist:
· Die schönen Kleider
· die runzlige Haut
· Das neue Auto
· die schwere Krankheit
· die wohlgeformten Worte und Sätze
· der Ehebruch
· das Vergängliche!
Aber Gott sieht das Herz an. Und er sieht da mehr und anderes als ich bei mir und meinen Nächsten sehe.
Meine Übung für die kommende Woche ist, auf folgendes zu achten: Auf das Unsichtbare. Ich versuche vor allem bei mir selber, aber auch bei den Menschen um mich, in den Situationen um mich hinter die Kulisse zu sehen. Hinter die Fassade, hinter die Maske, hinter das Alltagstheater - indem ich
auf-höre
auf-sehe zu Gott
und ihn frage: Was siehst du da?
Ich bin ja gespannt auf seine Antworten!
Da ist einmal die neue Sicht für mein Leben: Mit meinem leiblichen Tod wird nicht alles zu Ende sein - auch ich, wenn ich Jesus nachfolge, werde auferstehen zum ewigen Leben! Diese Bewegung: Sterben und Auferstehen zu einem neuen Leben, die wir in der Taufe ausdrücken, hat nun Auswirkungen: Es ist neues Leben da! Es ist etwas Göttliches in diese Welt hineingebrochen, etwas das vorher so nicht da war und von dem ich leben kann - es ist die Beziehung zu Gott möglich geworden - persönlich, von du zu du. Indem dass Gott seinen Sohn Jesus dahingegeben hat, zeigt er, wie er mich liebt und die Frage ist rhetorisch: Warum sollte er mir dann nicht alles schenken?
„Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur (eine Neuschöpfung), das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden“ (2.Kor. 5,17).
Dieses neue Leben nach Ostern, schenkt mir von Gott Möglichkeiten. Es sind Möglichkeiten, die alles zeitliche, menschliche, weltliche, finanzielle übersteigen - ja, es ist die ganze Fülle:
· Kranke haben jetzt begründete Hoffnung
· Verzweifelte bekommen Halt.
· Die Armen werden reich.
· Die Diebe werden reuig.
· Die Suchenden finden.
· Die Schwachen werden stark.
· Den Sündern wird vergeben.
Und ich: Ich bekomme die Chance, mich zu ändern!
Gott hat alle Voraussetzungen geschaffen, damit ich gut (meinem Auftrag entsprechend, sinnvoll, glücklich, ein Segen für andere, mit geradem Rücken und erhobenem Haupt, voller Hoffnung, freudig, zuversichtlich, geradlinig) leben kann.
Nur, ich merke im gleichen Augenblick: Das ist aber nicht meine ganze Realität... Da ist auch etwas Dunkles in meinem Leben…
Theologisch ist das schnell gesagt: Die Vollendung steht noch aus - diese vollständige Erlösung, dieses ganz mit Gott sein, wo keine Tränen mehr fliessen, kein Schmerz mehr sein wird, ist in unserer Zukunft angesiedelt - im Himmel, im ewigen Leben. Dieser Himmel, das ewige Leben aber leuchtet schon jetzt zu uns hinein - wie von Sonnenstrahlen wird unser Leben hier und jetzt schon beleuchtet…
Aber was heisst das wirklich für mich hier und jetzt. Sicher etwas Trost und Hoffnung habe ich schon durch diese Zukunftssicht. Aber diese „Vertröstung“ auf den Himmel kann doch nicht alles sein.
Zitat vom Seelsorger Lawrence J. Crabb (aus: Von innen nach aussen – Veränderung ist möglich, Brunnen Verlag Basel, 1990/2, S. 219):
Viel zu wenige Christen setzen sich ehrlich mit ihrem Leben auseinander. Klischees von der Kraft des Wortes Gottes werden in selbstgefälliger Frömmigkeit von Menschen wiederholt, in deren Leben kaum eine Veränderung sichtbar wird. Man betont immer wieder die Rolle des Heiligen Geistes als verändernde Kraft, anstatt mit dem eigenen Leben überzeugend unter Beweis zu stellen, was er tut. Mit dem Aufruf zu regelmässiger Stiller Zeit und Gebet vermeidet man die unangenehme Auseinandersetzung mit der Unordnung im Leben der Menschen. Es ist viel leichter, einem deprimierten Freund zu einem intensiveren Gebetleben zu raten, als sich konkret mit seinen Schwierigkeiten zu befassen. Der Weg zur Veränderung wird häufiger diskutiert als vorgelebt.
Crabb sieht die Notwendigkeit, dass ich mich hier und jetzt mit mir und meiner Umgebung befasse. Im Speziellen rät er uns, dass wir uns mehr mit unseren Motiven, mit unserem Herzen befassen sollen: Wer bin ich? Was tue ich da? Warum tue ich das? Was möchte Gott von mir? Wir sollen Gott in unser Herz sehen lassen und uns so von ihm verändern lassen. Ja, Gott möchte, dass wir so von innen nach aussen erneuert werden.
Nur dazu bin ich selten bereit. Warum auch? Es geht mir ja übers Ganze gesehen gut! Mein Seufzen: „Was man nicht alles auch noch sollte...“ Bis hin zur Angst, dass ich da plötzlich in Abgründe sehen müsste, die ich lieber dann doch verdränge. Es ist einfacher und bequemer, dass ich es lasse.
Ich denke, weil das so ist, weil ich meistens nicht gewillt bin mich freiwillig in einen Veränderungsprozess einzulassen, braucht Gott einen zweiten Weg: Der Weg des Leidens, der Krankheit, des Schmerzes, der Trübsal (wie es in der Lutherübersetzung heisst).
Also so etwas wie der umgekehrte Weg von Crabb: Statt Veränderung von innen nach aussen – gibt es zuerst einmal Veränderung aussen. Die wirkt sich nach innen aus und dann werde ich wiederum nach aussen verändert.
Es gibt da ein schönes Beispiel dazu: Es wird ja immer wieder versucht, aus den Nutzpflanzen mehr Ertrag herauszubekommen. An Orten wo Palmen gezüchtet werden, werden den jungen Palmen oft schwere Steine in die Blätterkrone gelegt. So soll verhindert werden, dass die Palme zu schnell wächst. Auf diese Weise wird der Stamm stärker und kräftiger und das Holz fester und die Früchte zahlreicher.
Ich brauche manchmal auch so einen Stein…
Wohlverstanden: Gott ist nicht ein Sadist, der mich mit Lasten quält, weil es ihm gefällt. Er ist der liebende Vater, der mich durch schwierige Zeiten zum Ziel bringen will!
Und ein zweites Missverständnis möchte ich auch gleich klarstellen: Nicht jede Krankheit, nicht jede Not ist ein Erziehungsmittel von Gott. Es gibt auch noch andere Gründe dazu.
Der Missionar Paulus, selber so ein „Steinträger“ macht mir in dieser Situation Mut:
2. Korinther 4,16 Darum geben wir auch nicht auf. Freilich gehen diese Strapazen nicht spurlos an mir vorüber. Wenn auch meine körperlichen Kräfte nachlassen, wird doch das Leben, das Gott mir schenkt, von Tag zu Tag erneuert. 17 Was wir jetzt leiden müssen, dauert nicht lange und ist leicht zu ertragen, wenn wir bedenken, welch unendliche, unvorstellbare Herrlichkeit uns erwartet. 18 Deshalb lassen wir uns von dem, was uns zur Zeit so sichtbar bedrängt, nicht ablenken, sondern wir richten unseren Blick auf Gottes neue Welt, auch wenn sie noch unsichtbar ist. Denn das Sichtbare vergeht, doch das Unsichtbare bleibt ewig.
Das gehört nun unbedingt in die Osterzeit, respektive in die nachösterliche Zeit, in die Nachfolge Jesu: Die bedrückende Alltagsrealität von Leid, Kampf, irren, Schmerz, finsterem Tal, Wüstenzeit - der Text sagt dem zusammenfassend „Trübsal“. Das darf nicht ausgeklammert werden, verdrängt werden! Das gilt es zusammen zu sehen und zusammen zu leben: Leben aus der Kraft der Auferstehung und der Trübsal.
Meine Trübsal ist da. Es ist müssig zu spekulieren, ob wir mehr oder weniger oder gleichviel Trübsal hätten, wenn wir nicht Christen wären - es kann gut sein, dass wir mehr Trübsal haben.
Aber die Worte von Paulus rücken die Trübsal ins rechte Licht: Sie ist zeitlich begrenzt, sie hört auf - im Vergleich zum ewigen Leben hört sie sogar sehr schnell auf. Und ihr Gewicht ist begrenzt. Jesus sagt: Mein Joch ist leicht!
Das Beispiel: Weisse Fläche und ein Punkt. Was sieht man gewöhnlich? Ja, den schwarzen Punkt. Die weisse Fläche sieht niemand... Meine Trübsal ist der schwarze Punkt – aber die unvorstellbare, unendliche Herrlichkeit ist viel grösser – wie die weisse Fläche….
Also, Paulus zeigt mir die rechte Sicht für mein Leben hier und jetzt: Das hier ist schnell vorbei. Das hier zerfällt, vergeht, ist bald einmal wertlos.
Ich spüre es auch: Ich habe nicht immer volle Kraft. Ich werde müde.
Ich erlebe das persönlich für mich - aber ich sehe das auch in der Gemeinde, in der Kirche. Immer wieder stehen wir am Punkt, wo wir uns eingestehen müssen: Da haben wir einfach keine Kraft mehr, da macht es keinen Sinn mehr, da müssen wir aufgeben, zumachen, fertig, Schluss, aufhören.
Doch gerade in diesem letzten Wort ist etwas Entscheidendes zu sehen: Aufhören - ich soll hören - wo? nach oben!
Und da wird der innere Mensch von Tag zu Tag erneuert. Inwendig werde ich stark, wenn ich aussen aufhöre und auf-höre.
Hier ist Jesus der sagt: Alle deine Sorgen wirf auf mich, ich sorge für dich!
Da erneuert mich Gott. Er gibt seine Kraft, seine Auferstehungskraft, in mich hinein.
Das heisst nicht, dass ich nicht mehr genügend schlafen muss. Aber ich muss nicht mehr zuviel schlafen.
Es gibt ja diesen Schlaf der Sinnlosigkeit. Diese Depression. Dieses Zermürbt sein von der Trübsal und nicht von Gott innerlich gestärkt, erneuert zu sein.
Da lag ein alter Mann, krank, leidend. Ein junger Christ besucht ihn und will ihn trösten und sagt unter anderem: „Es heisst ja in der Schrift: Wen der Herr lieb hat, den züchtigt er.“ Der Alte ist einen Moment still. Dann sagt er: „Ja, du hast schon Recht. Aber jetzt wäre ich froh, wenn der Herr wieder einmal einen anderen lieb hätte.“
In dieser Trübsal gilt es: Auf-hören! Dazu gehört auch das Auf-sehen. Dieses hinter die Fassade sehen. Hinter die Kulisse sehen. Und was sehe ich hier - etwas das meinen Augen verschlossen ist: Die unendliche, unvorstellbare Herrlichkeit Gottes…
Normalerweise sehe ich was vor Augen ist:
· Die schönen Kleider
· die runzlige Haut
· Das neue Auto
· die schwere Krankheit
· die wohlgeformten Worte und Sätze
· der Ehebruch
· das Vergängliche!
Aber Gott sieht das Herz an. Und er sieht da mehr und anderes als ich bei mir und meinen Nächsten sehe.
Meine Übung für die kommende Woche ist, auf folgendes zu achten: Auf das Unsichtbare. Ich versuche vor allem bei mir selber, aber auch bei den Menschen um mich, in den Situationen um mich hinter die Kulisse zu sehen. Hinter die Fassade, hinter die Maske, hinter das Alltagstheater - indem ich
auf-höre
auf-sehe zu Gott
und ihn frage: Was siehst du da?
Ich bin ja gespannt auf seine Antworten!
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