Samstag, August 19, 2006

Das Ziel vor Augen

Ein Bild: Ein langer Wanderweg, den Berg hinauf, dort das Ziel: Der Gipfel – wunderbar. Auf dem Weg aber viele Hindernisse, Rückschläge, Müdigkeit, Irrwege, Strecken auf denen ich das Ziel gar nicht sehe.
Ich als Christ, als Jesusnachfolger, bin auf einem solchen Weg. Und auch Israel, das Volk von Gott, ist auf einem solchen Weg.
Der nachfolgende Text lässt mich auf diesen Weg und das Ziel blicken. Das Ziel ist „der Himmel“ – der Ort oder der Zustand, in dem ich ewig leben werde, ausserordentlich gut leben werde und zusammen mit Gott sein werde. In der Bibel wird in diesem Zusammenhang oft von einem neuen Jerusalem, einem himmlischen Jerusalem gesprochen – die Stadt des Friedens, des Heils – Gott wird es zu seiner Zeit aufrichten. Ich werde dieses Ziel (mit Hilfe) erreichen.

Der Text als kleiner Zwischenhalt auf der Wanderung:
Jesaja 62 (Hoffnung für alle)
6 Jerusalem, ich habe Wächter auf deine Mauern gestellt, die den Herrn Tag und Nacht an sein Versprechen erinnern sollen. Ihr Wächter, hört nicht auf zu beten - nicht einen Augenblick -, gönnt euch keine Ruhe! 7 Laßt auch dem Herrn keine Ruhe, bis er Jerusalem wieder aufgebaut hat und die Stadt auf der ganzen Erde bewundert wird. 8-9 Der Herr hat geschworen: «Nie mehr werde ich zulassen, daß die Feinde euer Korn verzehren oder daß Fremde den Wein trinken, für den ihr so hart gearbeitet habt. Ihr, die ihr die Ernte einbringt, sollt auch davon leben. Und wer die Trauben liest, soll auch den Wein trinken. Dafür bürge ich, der starke Gott. Ihr werdet essen und trinken im Vorhof meines heiligen Tempels und mich dabei loben. 10 Zieht ein durch die Tore der Stadt, zieht ein! Ebnet einen Weg für das Volk, das unterwegs ist zur Stadt. Baut eine Straße, räumt die Steine aus dem Weg! Stellt ein Feldzeichen auf, das alle Völker sehen können!» 11 Hört, was der Herr verkündet! Seine Stimme dringt bis zum Ende der Erde: «Sagt den Einwohnern Jerusalems: Der Herr kommt, euer Retter! Den Lohn für seine Mühe bringt er mit: sein Volk, das er sich erworben hat; es geht vor ihm her. 12 Man wird es 'das heilige Volk' nennen und 'das Volk, das der Herr erlöst hat'. Und du, Jerusalem, heißt dann 'die Begehrte' und 'die Stadt, die nie verlassen wird'.»


Den Text verstehen
Es ist die Zeit der Rückkehr Israels aus dem babylonischen Exil (etwa 500 Jahre vor Christus).
Jerusalem ist zerstört. Wächter stehen auf den Trümmern der Stadtmauer.
Jerusalem ist da eine ungeschützte Stadt. Dessen Bewachung und Verteidigung kann „nicht durch Heer oder Kraft“ geschehen, sondern nur durch den Geist Gottes.
Die Wächter haben die Aufgabe zu Beten – Gott zu bitten, ja, ihn an seine Verheissungen zu erinnern. Diese Wächter dürfen sich keine Ruhe gönnen. Tag und Nacht beten sie.
Unsere Bergwanderung:
Auf diesem Weg zum himmlischen Ziel gilt es zu Beten, zu Wachen, treu dran zu bleiben. Auch wenn ich bloss auf Trümmern stehe und weit und breit keine goldene Stadt, kein Himmel und keine Kristalle oder Edelsteine…(Offenbarung 21) sehe – Wachet und betet!

Jerusalem steht hier für Israel, das Volk Gottes – dieses soll zum Lobpreis der Völker werden: Dass alle Völker sehen, wie gut und gross Gott ist.
Unsere Bergwanderung:
Auf diesem Weg zum himmlischen Ziel soll auch ich leuchten, Salz sein, Steine aus dem Weg räumen - damit viele Menschen sehen, wie gut und gross mein Gott ist. Es gilt den Weg für andere zu ebnen (Vers 10).
Es gilt, dass ich nicht nur die Ernte geniesse, Gottesdienst feire und zu Hause sitze – Lobpreis und Anbetung Gottes hat immer auch viel mit mühsamen Handreichungen gegenüber dem Nächsten zu tun, hat mit Zeit und Geld für Mitmenschen investieren zu tun, hat mit teilen, loslassen, Veränderungen, usw. zu tun.
Es geht nicht so sehr um den Mauerbau, um den Schutz – auf der Wanderung geht es Schritt für Schritt voran – wichtiger ist mein sichtbares Zeugnis.

Prophezeiungen in der Bibel: wann gehen sie in Erfüllung? Oft mehrmals.
So in unserem Text: Aufbau des Tempels ist danach geschehen, Jesus ist gekommen (Vers 11!), Israel ist zurückgekehrt 1948, Zukunft…
Es ist auf dieser Bergwanderung immer wieder so, dass ich einen Blick zum Gipfel erhalte, zum Ziel: Ein Stück Himmel sehe ich da, ein Stück Himmel erfahre ich da – dennoch bin ich noch nicht ganz da. Dennoch ist noch vieles nicht vollkommen.

Israel aktuell:
1. Meine Zurückhaltung
· Was wir Christen den Juden angetan haben: Verfolgung, Ausgrenzung, Zweitklassmenschen, Witze, Sprüche – Vor etwa 70 Jahren: Deutschland mit der Judenvernichtung. Im Tages Anzeiger vom 19. August 2006 eine kleine Notiz: Im vergangenen Jahr waren die meisten Verstösse gegen das schweizerische Antirassismusgesetz gegen Juden gerichtet.
· Israel hier und wir Christen eingepfropft: Römer 11,17-18 – da habe ich nichts zu rühmen.
· Gottes Augapfel: Sacharja 2,12. – Wer Israel antastet, tastet Gott an.
· Bedenken wir auch, dass gerade in der Schweiz zur Zeit einseitig gegen Israel informiert wird – da wird Israel oft ungerecht behandelt.
· Israel hat die biblischen Verheissungen: Volk Gottes zu sein, das Ziel zu erreichen.

2. Dennoch: Das heisst nicht, dass ich unkritisch bis blind das aktuelle Handeln von Israel betrachten soll.
Mein Wanderweg:
Wirkliches Wachsen, stark werden, vorbereitet werden auf das himmlische Jerusalem, heisst auch, dass ich (aufbauende) Kritik entgegennehmen muss. Die hilft mir.
Und so ist es auch bei Israel. Israel ist auch nicht vollkommen:
Israel denkt und handelt eben immer noch alttestamentlich: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ich sehe in der Bibel, dass mit Jesus auch in dieser Beziehung etwas völlig Neues gekommen ist:
Matthäus 5,25: Vertrage dich mit deinem Gegner sogleich, solange du noch mit ihm auf dem Weg bist,..
Matthäus 5,38: Ihr habt gehört, dass gesagt ist: „Auge um Auge, Zahn um Zahn.“ Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern: wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar.
Matthäus 5,43: Ihr habt gehört, dass gesagt ist: „Du sollst deinen Nächsten lieben“ und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: „Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen.“

Das wäre der Massstab auch für Israel, für das Volk von Gott. Und ich sehe: Auch Israel braucht Jesus als Erlöser, Retter und Herr.

Ich sehe: Auch Israel ist auf diesem Weg, dieser Bergwanderung. Das Ziel ist noch nicht erreicht. Und auf diesem beschwerlichen Weg räume ich Hindernisse allzu gerne nach meinem Ermessen aus dem Weg – vor allem dann, wenn ich der Stärkere bin. Das aber ist in Gottes Augen Sünde.

Man kann als Volk von Gott nicht einfach tun und lassen was man will. Gottes Willen ist Massstab. Und Israel hält diesen Massstab eben oft auch nicht.

Auch wir Christen können nicht einfach tun und lassen, wie es uns gefällt. Und auch wir halten diesen göttlichen Massstab oft nicht…
Zur Gewalt:
Ich meine nicht, dass man sich nicht auch wehren darf. Israel muss sich verteidigen gegen die Islamisten, die Hisbollah, die islamischen Drahtzieher denen es nicht um das Land geht, sondern um die Vernichtung der Juden. Die Frage ist nur wie sich Israel wehren soll.

Im Jungscharlager ist ein Punkt, der gelernt werden muss, dass man nicht einfach dreinschlägt, wenn man sich ungerecht behandelt fühlt, wenn man eine schlechte Laune hat oder vielleicht auch nur Aufmerksamkeit erhaschen will.
Gewalt ist keine wirkliche Lösung. Zu schnell gerät man in eine Gewaltspirale. Realität ist (und das bleibt vorläufig auch so), dass es Gewalt gibt. Und es gibt Situationen in denen Gewalt nur noch mit Gegengewalt in Schach gehalten werden kann. Diese Situationen sollten aber lange nicht eintreten, alles andere muss vorher versucht werden: Reden, darüber schlafen, Hilfe holen, nachgeben, vergeben,…

Einmal werden ich dort oben, am Ziel sein. Da wird es keine Gewalt mehr geben. Da wird Friede, shalom sein.

Dafür ist Jesus auf diese Welt gekommen. Mitten in diese schreiende, kämpfende, unruhige, unfriedliche Welt hinein.

Er sagt: Friede mit euch! Kommt, Folgt mir nach!
Ich bin der gute Hirte. Der Tisch ist für dich gedeckt (Psalm 23). Frisches Wasser, Früchte, genug zu Essen. Und eine enge Beziehung zu Gott, zum Schöpfer, zum himmlischen Vater bekommst du durch mich!
Der Himmel, das Himmelreich ist nahe!

Bei Jesus findest Du shalom. Friede in deinem Herzen, Friede weil alle Schuld bezahlt wurde, Friede, weil dir vergeben ist und dann auch äusseren Frieden.

Mit Jesus habe ich den besten Begleiter auf dem Bergweg. Er führt mich sicher und gut ans Ziel.

Dieses himmlische Ziel vor Augen ist die beste Voraussetzung um im Alltag bestehen zu können. Auch in der kommenden Woche werde ich wieder herausgefordert in den unterschiedlichsten Situationen bestehen zu können, richtig und gut zu reagieren, die rechten Worte zu haben, Liebe zu üben und Gott anbetend, gehorsam für ihn zu leben.
Da kann es helfen, ab und zu hinaufzuschauen, zum Ziel, zum Himmel, zum himmlischen Jerusalem. Und zu beten: Jesus geh voran!